Samstag, 31. Oktober 2009

Magical Mystery Tour

Vor wenigen Minuten -schaut auf die Uhrzeit dieses Threads- bin ich nach Hause gekommen. Nicht etwa aus einem antro oder einer cantina, sondern direkt von der Arbeit (nüchterner war ich selten; ich bin sogar so nüchtern, dass mir der Magen knurrt und ich mich erstmal im Kühlschrank bedienen mußte, um den Hunger ein wenig zu stillen).

Der Bus, mit dem ich normalerweise etwa 50 Minuten unterwegs bin, hat heute knapp 7 (in Worten: sieben!) Stunden gebraucht.

Heute (oder besser: gestern) nachmittag fiel eine Regen-tromba (bei dem es sprichwörtlich wie aus Eimern gießt und im Nu alles überschwemmt ist) auf den Norden der Stinke-Stadt nieder. Als ich meinen Bus Richtung Norden (Ecatepec/Tizayuca) nehmen wollte, stand da ein einsamer Wagen, und der Beifahrer rief: "Es gibt keine Busse, steigt ein, auch wenn Ihr stehen müsst!" Ich dachte kurz nach und quetschte mich mit vielen anderen in den Bus, denn ich wollte nicht wie bei anderen Unwettern stundenlang warten, um einen Bus zu erwischen, auch wenn ich stehen mußte (wenn die Strassen überschwemmt sind und Verkehrs-Chaos herrscht, kommen die Busse aus dem Norden, die sozusagen der Nachschub sind für Fahrten in Richtung Norden sind, nicht zahlreich genug an).

Als er losfuhr, konnte ich durch die regennassen, beschlagenen Fenster gar nicht richtig sehen, wo wir langfuhren, erkannte aber etwas später, dass wir in Richtung Tlalnepantla unterwegs waren - eine völlig verkehrte Richtung, die einen enormen Umweg bedeutete, aber ich dachte mir, der Fahrer wisse wohl, was er tue.

Weit gefehlt!
Zuerst schien es, er suche immer genau die Straßen auf, auf denen am meisten Verkehr herrschte - stehender Verkehr. Dann hätte man vermuten können, er würde absichtlich Chaos erzeugen, indem er versuche, die stehenden Vehikel auf den eigentlichen dem Gegenverkehr vorbehaltenen Spuren zu überholen und dadurch den entgegenkommenden Autos den Weg zu versperren (was noch mehr Chaos und Stehen verursachte). Dann fuhr er in ein kleines Sträßchen, bei dem er nach gut 500 m umkehren mußte, weil eine LKW-Sperre (auf etwa 2,5 m Höhe) angebracht war (wohl um zu verhindern dass eine Brücke zu schwer belastet wird). Danach fuhr er in noch kleinere, holprige Sträßchen, die zu Matschwegen wurden und an deren Ende es auch nicht weiterging, weil ein Bach über die Ufer getreten war und der Weg daher unpassierbar war.

Kurz: auf unserer Reise "besuchten" wir die municipios Tlalnepantla, Tultitlán, Tultepec, Coacalco, San Pablo de las Salinas, ... - und das Ganze erlebte ich die gesamte Zeit über stehend im Bus.

Hätte nicht ein gut gelaunter 19-Jähriger angefangen Witze zu reißen (anfangs, um einem Mädchen zu gefallen) und hätten nicht etwa 5 Passagiere (unter ihnen meinereiner) den Spaß mitgemacht und allen möglichen Unsinn geredet, der viele Mit-Fahrer zum Lachen brachte, wäre diese Magical Mystery Tour unerträglich und noch länger, als sie schon war, geworden.
In einem sonst absolut anonymen Ambiente lernte ich Oscar, Juan, Gaby, Ángel und Paty kennen, mit denen ich viel Spaß hatte - und das bei purem cotorreo. Bestimmt werden wir uns wiedererkennen und erinnern, falls wir uns noch einmal im Bus begegnen.
Auf jedem Fall haben wir schon abgemacht (mehr im Scherz als ernsthaft), uns am selben Tag nächstes Jahr zu treffen, um eine Rundtour durch den Süden der Stadt zu machen - diesmal aber vorbereitet: tortas, chelas, chescos und -wichtig!- Snickers sind dann dabei.

(ein paar Nachrichten zum Regen-Guß: hier, hier und hier)

P.S. Von der Bushaltestelle wurde ich von einer (mir bisher wildfremden) Familie mitgenommen (den Mann hatte ich im Bus kennengelernt), und der Herr erzählte mir, sein Sohn wäre mehr als eine Stunde später von C.U. (im Süden der Stadt) losgefahren, aber schon vor gut 2 Stunden angekommen - mit dem gleichen Bus, nur, dass dieser die normale Strecke genommen hatte.

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Donnerstag, 29. Oktober 2009

Und meine Milch...?

Heute morgen war ich gerade dabei, meine Sieben-Sachen einzupacken, um mich auf den Weg zur Arbeit zu machen, als meine Frau in die Küche kam und meinte: "Die Kleine ist schon wach. Sag' ihr doch einfach noch adios bevor Du gehst."

Ich ging also zu ihrem Zimmer, klopfte an die Tür, öffnete, und als sie mich sah, sagte sie mir nur mit großen Augen: "Mi agua...?"

Ich konnte mir ein erstauntes Lachen nicht verkneifen.

Was war passiert?
Meine Frau war vorher schon bei ihr im Zimmer und hatte ihr versprochen, nur schnell in die Küche zu gehen, um ihre Milch zu holen. Als also jemand an die Tür klopfte, vermutete unsere Tochter eher meine Frau mit dem Milchbecher als den Papa, der ihr nur einen Kuß geben wollte.

Kinder können so grausam sein... ;-)

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Menschlicher Einfluss auf das Öko-System

Dienstag, 27. Oktober 2009

Armes Mexico...!?!


Um das Einkommens-Niveau in verschiedenen Ländern vergleichen zu können, haben sich Geographen seit vielen Jahren immer wieder neue Indikatoren ausgedacht. Früher waren es die Anzahl der Kühlschränke pro 1000 Einwohner, danach die Fernseher-Anzahl pro 1000 Einwohner - beides heute selbst in den unterentwickeltsten Ländern keine Seltenheit mehr.

Also besann man sich auf etwas praktischeres. So wie wir als Studenten den SchniPoSa-Faktor* hatten, um das Preis-Niveau eines Restaurants zu erkennen, nimmt man heutzutage den Preis eines Big Mac bei McD im Vergleich zu der Zeit, die man arbeiten muss, um sich einen dieser Hamburger leisten zu können.

Konkret: während man z.B. in Frankfurt und Sydney keine 20, in São Paulo 40 Minuten und in Budapest eine knappe Stunde arbeiten muss, um sich einen Big Mac schmecken lassen zu können, ist in Mexico City mehr als 2 Stunden Racken angesagt.

Das spricht nicht gerade für ein hohes Einkommens-Niveau, sondern eher dafür, dass das Einkommen eines durchschnittlichen Mexicaners von der Kaufkraft her nicht einmal die Hälfte von dem eines Ungarn, ein Drittel von dem eines Brasilianers und ein Sechstel von dem eines Deutschen ausmacht.
Wundert sich nun noch jemand, weswegen mex. Restaurants so "billig" sind?

(über Urban Cartography)


* SchniPoSa-Faktor: SchniPoSa ist kurz für "Schnitzel mit Pommes und Salat". Jedes Restaurant hat auf der vor der Tür ausgehängten Speisekarte dieses Gericht; anhand des Preises des SchniPoSa kann man auf das Preis-Niveau des Restaurants schliessen.

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Freitag, 23. Oktober 2009

... äh, was? (IV)


Den Fehler auf diesem Aushang an einem kleinen Restaurant hat wahrscheinlich noch nicht mal der Besitzer bemerkt.

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Sonntag, 18. Oktober 2009

Gemischter Plural

Ich spreche mit meiner 2-jährigen Tochter nur deutsch, während die ganze andere "Umwelt" mit ihr nur auf spanisch konversiert. Trotzdem hat sie verschiedene deutsche Wörter in ihren Wortschatz (der ständig wächst) aufgenommen.
So gibt es -auch im Umgang mit Spanisch-Sprechenden- Buch und Ball (beides einfacher auszusprechen als Libro und Pelota); Agua verwandelt sich in meiner Gegenwart in Wasser; ein bekanntes deutsches Krokodil (das aus dem Lied) hiess zunächst "Ei" (nach dem Liedtext: "...zuerst, da war ich noch ein Ei,...") und nun "Nappi" (übrigens heißen alle Krokodile so); "Pippi Langstrumpf" ist immer noch eins der Lieblingslieder, die der Papa (nicht: Papá) öfter singt (singen muss).

Letzte Woche verblüffte sie uns aber ganz besonders. Wir saßen im Wohnzimmer, als sie plötzlich auf ein Regal zeigte und laut sagte: "Buchos!"
Zuerst kapierte ich gar nicht, was sie meinte, aber dann wurde es mir klar: das Regal ist voller Bücher, und die Mehrzahl von Buch ist... na? - Buchos!

Ist doch logisch, oder?

P.S. Solange sie nicht irgendwann mit "Wochos", "Pommos" und "Würzos" ankommt, ist alles gut... ;-)

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Freitag, 16. Oktober 2009

Männer-Emanzipation

Als ich Anfang 1995 mein Studium beendete sah es auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieur-Kartographen nicht rosig aus. Der Boom nach der Wiedervereinigung, bei der die Leute schon vor Ende ihrer Diplomarbeit weg-kontratiert wurden, war vorbei und viele standen, wenn nicht auf der Strasse, so doch auf der Abschussliste.
Von meinen Kommilitonen waren es die Frauen, die zuerst (und fast ausschliesslich) eine Arbeitsstelle fanden.

Warum?
Na, grösster Arbeitgeber war der Staat, und der hatte die ach-so-heilbringende Frauenquote eingeführt, um den Anteil von Damen auf den Ämtern zu erhöhen und so den Anschein von Gleichberechtigung zu erwecken. In allen Stellenausschreibungen stand etwas von "...bei gleicher Eignung werden Frauen bevorzugt...", was in der Praxis soviel hiess wie: "es können sich 1000 Männer auf die Stelle bewerben und nur eine Frau, und wenn die Frau die gleiche Qualifikation hat, kriegt sie den Job und die ollen Macho-Schweine Männer gucken in die Röhre." - ...eine schöne "Gleichberechtigung"...

Aber es scheint, die Politik hat endlich (knapp 15 Jahre nachdem (auch) ich "Opfer" dieser Regelung wurde) begriffen, dass Männer (und Jungs) schon seit langem benachteiligt werden: in den Koalitions-Verhandlungen von CDU/CSU und FDP wurde beschlossen, demnächst Männer zu fördern.

... ob in Zukunft Frauen so betitelt werden wie wir Anfang der 1990er?
So im Stile von "Chauvinistin", "Macha-Sau", "Frauen-Schwein", ...? - Bekommen wir nun endlich auch einen "Internationalen Männer-Tag"?

;-) LOL

(mehr Info dazu auf SPON)

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Umweltschutz

Wie es sich für eine mex. Regierung gehört (egal, ob lokal, auf Staats- oder auf Bundes-Ebene), gibt es zum Tag, an dem der Jahresbericht abgeliefert wird, eine Werbekampagne (auf Steuerzahlers Kosten, versteht sich), um die wichtigsten Errungenschaften des Jahres ganz besonders zu würdigen.
Eines der diesjährigen Plakate weist auf die Arbeiten zum Schutz der Umwelt und der Errichtung öffentlicher Räume hin; hier sieht man die neu eingerichteten Fußgängerzonen, die Fahrrad-Leihstationen und die Renaturierung des Río Magdalena.

Lachen musste ich vor allem über letzteres, denn am 23.9.09 sah es am Lauf des Flusses Río Magdalena nach einem heftigen Regenguß so aus:



Was war passiert? Ein Autoverkäufer hatte den Flußlauf beeinträchtigt, indem er illegal einen Parkplatz gleich am Ufer errichten ließ, der das heraneilende Wasser nicht schnell genug ablaufen ließ, es so einen Teil der Stützmauer mitnahm und damit ein paar (neue!) Autos in die Tiefe riss.

(Foto: esmas.com)

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Mittwoch, 14. Oktober 2009

Spam am Bankautomat


Heute morgen ging ich zum Bankautomat, um Geld zu bekommen. Dass auf dem ATM-Bildschirm Spendenaufrufe zu sehen sind und man schnell "no quiero donar" drücken muß, ist mittlerweile (leider) normal; die Hinweise darauf, dass für das Abheben Gebühren anfallen könnten und man sich nicht von Wildfremden helfen lassen sollte, werden nicht mal mehr gelesen und einfach per "OK" weggedrückt, um endlich an sein Geld zu kommen.

Neu ist, dass man auf einmal im Stile eines unerwarteten Lotterie-Gewinns damit "beglückt" wird, einen Kredit "genehmigt" zu bekommen und einem das am ATM-Display mitgeteilt wird. Nur...: ich hatte gar keinen Kredit beantragt...

Wenn man nicht sehr gut aufpaßt und genauestens liest, was da auf dem Bildschirm steht, hat man, bevor man sich versieht, einen Kredit, der einem (das ist eine Vermutung!) flugs auf's Konto gebucht und man dann mit den Zinsen saftig zur Kasse gebeten wird (merke: der reiche Erb-Onkel aus Amerika, der einem plötzlich 40 Riesen überweist, existiert nicht).
Ich drückte jedenfalls, erheblich irritiert ob des Spams, auf "interessiert mich nicht" und bekam als "Antwort" oben abgebildetes Zettelchen ausgedruckt - so nach dem Motto: falls Du es Dir doch noch anders überlegen solltest, komm zu uns.

Ich überlege ernsthaft, ob ich nicht zu einer Filiale gehen und den Bank-Heinis verbieten sollte, mich a) zuhause anzurufen, um mir irgendwelche "Gold-Kreditkarten" oder anderen Blödsinn anzudrehen und b) am Bankautomaten zu "be-spammen". ...
Aber wahrscheinlich wird das nicht gehen... - Ihr wißt schon: "el sistema". ;-)

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Stubenrein


Seit einer guten Woche ist unsere Tochter windelfrei (nur nachts hat sie noch eine "Nacht-Unterhose" (= Wegwerf-Windel) an, weil sie die lange Zeit noch nicht durchhält). Nur eine Woche hat sie gebraucht, um "stubenrein" zu werden; allerdings muss sie recht schnell "bedient" werden, wenn sie mal muss, sonst geht's in die Hose. Sie öffnet selbständig die Toiletten-Tür (wir haben europäische Klinken zum Runterdrücken, an die sie gut rankommt), zieht sich Hose und Unterhose runter, hebt den Deckel ihres Kinder-Klos hoch und setzt sich.

Vorletzte Woche, wir waren auf eine Taufe eingeladen, hatten wir das Kinder-Klo in einer grossen Stofftasche dabei. Plötzlich sagte sie: "Pipi", und sah dabei so aus, als ob sie es nicht mehr lange aushalten würde. Ich rückte ein paar von den be-bettlakten Stühlen als Sichtschutz zusammen, und sie setzte sich. Als es dann kurz darauf etwas stärker zu riechen begann, und wir bemerkten, dass sie "del dos" (= Häufchen) gemacht hatte, packte ich das Klo eilig wieder in die Tasche, um schnell zur Toilette zu laufen und dort das "Paket" abzuladen...

(auf dem Foto wird gerade ein Stoff-Tier zum Windel-Wechseln vorbereitet, denn es hat schon wieder Pipi gemacht...)

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Dienstag, 13. Oktober 2009

Preis-Stabilität


Alles wird teurer, nur das deutsche Bier beim Sam's bleibt stabil.
Seit mehr als einem Jahr kostet dort das Byte (= 8 Bit) in der Halbliter-Dose das gleiche - und ist damit preisgünstiger als (fast) jedes mexicanische Bier.

Ein Hoch auf Th. Simon, Bitburg/Eifel!

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