Freitag, 2. März 2007

Paris: Impressionen (I)

Jetzt ist es (etwas mehr als) eine Woche her, dass wir von unserer Reise nach Paris (mit Abstechern nach Brüssel, Brügge und zum Karneval am Niederrhein) zurück sind, und ich stelle hier einmal meine Eindrücke aus der (sogenannten) "Stadt der Liebe" vor.
Meinungsäußerungen/Diskussionen ausdrücklich erlaubt; schließlich kann man durchaus anderer Meinung sein als ich (und profundere Erfahrungen in der Stadt haben).

1. Die Pariser (die Menschen, nicht die Gummitüten... ;-) )
Meiner Meinung nach in der Mehrzahl ein grantig-arrogantes Pack (jedenfalls die, die man auf der Straße trifft). Sie scheinen es immer furchtbar eilig zu haben und drängeln ungeduldig in der Metro, vor allem, wenn lästige, orientierungslose Touristen im Weg stehen (ich frage mich, ob den Leuten bewußt ist, wieviel ihre Stadt am Tourismus verdient...).
Das wichtigste ist es wohl, immer Stil zu zeigen; (fast) alle sind modisch gekleidet, was zu einer Uniformierung mutiert: im Februar '07 sind dunkle Farben (schwarz, dunkelbraun, dunkle Erdtöne) "in" (ich stach mit meiner gelb-schwarzen Jacke ziemlich heraus). Lächeln oder überhaupt Emotionen zu zeigen scheint streng verboten zu sein.
Es gab aber Ausnahmen: als wir nach dem Verlassen einer Metro-Station etwas verwirrt an einer Straßenecke standen und versuchten, uns auf der Karte zu "orten", fragte uns eine ältere Dame, die ihren Hund ausführte, auf französisch, wo wir denn hinwollten. Als sie merkte, dass wir sie nicht verstanden, gab sie uns unkompliziert und freundlich Auskunft auf englisch.

Im allgemeinen scheinen die Pariser englisch zu können, haben aber wohl wegen ihres "Grande Nation"-Komplexes eine Abneigung zum damit verbundenen "Volksstamm" (namentlich Briten und Gringos) die Sprache anzuwenden. Es hilft also, die Konversation zuerst in z.B. spanisch zu beginnen, um dann als gemeinsamen Sprachnenner englisch zu finden, ohne dass einer der Gesprächsteilnehmer eine (unbegründete) Abneigung wegen seiner Nationalität dem anderen gegenüber verspürt.

Die Obergrantler sind die Kellner im Stadtzentrum: wenn das Trinkgeld nicht schon im (horrenden) Preis inbegriffen wäre, würde ich denen glatt noch Geld abziehen. Unfreundlich, langsam, unverschämt,... - schlicht: einen schrecklichen Service bieten sie - und scheuen sich nicht davor, wenn man in Ruhe einen café crème (café au lait scheint ausgestorben zu sein; auch zum Frühstück) trinken und ein wenig ausruhen möchte, nach 15 Minuten ungefragt die Rechnung auf den Tisch zu legen und einen daran zu erinnern, dass das Bestellte so-und-soviel kostet. Diese Art von indirektem Rausschmiß habe ich selbst in Deutschland oder Mexico noch nicht erlebt; vor allem, wenn das Café fast leer ist.
Meine Cousine lebt seit einem guten Jahr in Paris, arbeitet in der Hotelbranche (allerdings ein paar "niveaux" höher im Business-Bereich) und bestätigte mir, dass dieses unverschämte Verhalten normal ist.

2. Die Metro
Eine großartige Erfindung, obwohl mit € 1,40 pro Fahrt (€ 1,09 im Zehner-Pack; preisgünstige Navigo-Wochenkarten gibt's nur montags) nicht ganz billig (aber das ist normal in "old Europe"). Im Stadtzentrum braucht man meist keine fünf Straßen zu laufen, um zur nächsten Station zu kommen.
Nachteil: der Zug hält alle Nase lang an und so dauert die Fahrt leicht eine halbe Stunde, ohne dass man große Entfernungen zurückgelegt hätte.
Wenn ich das allerdings mit der einstündigen Erfahrung vergleiche, die ich beim Abholen und Zurückbringen eines Mietwagens im Pariser Straßenverkehr in der Umgebung des Gare du Nord gemacht habe (mit einem nagelneuen Auto, an das kein Kratzer kommen durfte), bevorzuge ich die Metro (mein Eindruck: Pariser fahren noch schlimmer als chilangos).

Das ausgeklügelte unterirdische Tunnelsystem mit Verbindungen zu allen Linien, sehr guten Umgebungskarten der einzelnen Stationen mit gut sichtbarer Markierung der Ausgänge (mit Nummer und Ubikation; nicht so wie in Mexico, wo man beim Herauskommen oft nicht weiß, wo man überhaupt ist) ist prima - solange man nicht gehbehindert ist (oder schwere Koffer schleppen muß), denn Aufzüge gibt es keine, Rolltreppen nur selten (und zu oft funktionieren sie nicht) und die Treppen sind steil und eng (und die Pariser drängeln sich, wie gesagt, ungestüm an den "Lahmen" vorbei).

... to be continued ...

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4 Kommentare:

Anonymous Anonym schrieb...

Also zu Paris selbst kann ich (leider) nicht wirlich viel sagen - Frankreich lag bisher nicht auf meiner Reiseroute ... was aber die Touristen angeht ...
Nun ja, ich arbeite in der Wiener Innenstadt und muss tagtäglich durch eine der beliebtesten Touristengegenden (Graben, Stephansplatz) um nach Hause zu gelangen.
Weißt Du, wenn man sich da täglich im Zick-Zack-Kurs durch langsam dahinspazierende Touristengruppen schleichen musst und es vielleicht auch noch eilig hast, dann ist einem mit der Zeit schnurzpiepegal wieviel Geld die hier lassen oder nicht - zumal man persönlich ja keinen Cent davon siehst. Man will eigentlich nur mehr noch eines: Mit einer Kalaschnikov in die Menge ballern ...

Jaaaa ich weiß schon, wenn ich wo auf Urlaub bin, verhalte ich mich wahrscheinlich auch nicht anders und trotzdem nervt es unheimlich.

LG aus Wien
Tanja

2. März 2007 um 12:47  
Blogger rolandmex schrieb...

"(...) mit der Zeit schnurzpiepegal wieviel Geld die hier lassen oder nicht - zumal man persönlich ja keinen Cent davon siehst."

Nicht direkt, aber indirekt schon: durch hereingekommene Steuern, bessere Freizeit-Einrichtungen, immer interessantere Museen, besser ausgestattete Bibliotheken, etc.

Wie's so schön heißt: von nix kommt nix.
Und wenn irgendwann mal die Touris ausbleiben, weil sich die "Grantigkeit" herumgesprochen hat und der/das Stephansdom/Eiffelturm/Brandenburger Tor irgendwo in der Wüste Nevadas nachgebaut wurde, geht das große Jammern los.
In Brüssel und Brügge haben wir auch viele Touris gesehen, aber die Leute dort haben es besser verstanden, den Touris aus dem Weg zu gehen und sie freundlich zu behandeln.

Wir haben auch immer versucht, nicht im Weg zu stehen; also "rechts ran". Wenn ich das aber tue und von irgendwelchen Dränglern mit "Aus-dem-Weg-Du-Affe"-Gesichtsausdruck auf der rechten Seite über meinen Koffer hinweg überholt und quasi in die Mitte des Gangs geschubst werde, finde ich das mehr als rude.
Würde ich französisch können, hätte ich dem einen oder anderen ein böses Schimpfwort hintergerufen (ha, ein Grund mehr die Sprache zu lernen... ;-) ).

2. März 2007 um 13:17  
Blogger Sven schrieb...

Schon das "Paris Reise-Quiz" bei SpiegelOnline gesehen? Wollen doch mal sehen, wieviel Du gelernt hast... ;)

2. März 2007 um 14:51  
Blogger rolandmex schrieb...

"Sie haben 11 von 11 Punkten.

Félicitations, das war phantastique. Ihre Paris-Kenntnisse können sich sehen lassen – und hören. Am meisten lernt man ohnehin über eine Stadt, wenn man sich mit Einheimischen unterhält. Aber das wissen Sie ja längst. Oder Sie sind selbst einer."


Gut genug?
OK, OK, bei manchen Fragen (etwa 4 der 11; alle über Dinge, die mich nicht sonderlich interessieren: der ursprüngliche Name (ich wußte, dass erst die Römer die Stadt Lutetia nannten), Mitterrand's Uni, wer an Saint-Sulpice (die z.Zt. wegen Renovierung eingerüstet ist) wohnt, die Straße nach Rom) habe ich mehrere Anläufe gebraucht; anderes (die vollautomatische Metro-Linie, des Eiffelturms Höhe (wir waren auf 300 Meter), die Wohnblock-Zahlenkombination,...) habe ich selbst erlebt/erfahren.

Sieben Richtige ist aber doch auch ein guter Schnitt für 12 Tage Aufenthalt in der Stadt mit nur rudimentären Sprachkenntnissen (d.h. von einem Jahr Französisch-Unterricht im Jahre 1984/85), oder?

2. März 2007 um 18:32  

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