Mittwoch, 6. September 2006

Passiver Widerstand?

An sich ein lächerliches Beispiel, aber ein typisches, wie ich finde:

gestern abend, als Adal Ramones in seiner (Live!-) Sendung Otro Rollo seinen allwöchentlichen monólogo hielt, sprang eine Gruppe Jugendlicher auf und begann "Sufragio efectivo, no imposición" zu rufen. Ramones unterbrach sein Programm mit einer Werbe-Pause.
Ich habe es nicht selbst gesehen, sondern heute morgen davon gehört und die Nachricht im El Universal gefunden.

Von Hausrecht haben sie wohl noch nie gehört, oder?
Wenn den Teleriseños ein Zuschauer nicht paßt, fliegt er raus - schließlich sind die Leute bei ihnen, den Hausherren, zu Gast und haben sich entsprechend zu benehmen.
Falls nicht: "Da ist die Tür!" (völlig normal, finde ich)

Ist das der famose "passive Widerstand" à la López?
Vor dem Parlament auftauchen und Sicherheitskräfte mit Steinen bewerfen? Im Parlament die Tribüne einnehmen? Den legal gewählten Präsidenten beschimpfen? In Fernseh-Live-Sendungen Parolen brüllen?

Na, dann ist's doch nur noch eine Frage der Zeit, bis jemandem mal der Kragen platzt und die Störenfriede gewaltsam entfernt werden - oder im Extremfall eins übergebraten bekommen.
Dann wäre allerdings von Seiten der Störer die Hölle los: "der Staat unterdrückt die rechtmäßig protestierenden".

Schade, dass ich bald nicht mehr ungestört in's Kino gehen kann ohne dass ein paar Idioten Parolen krakehlen. Schade, dass ich demnächst in der Bank ein paar Protestler aushalten muß, die verhindern wollen, dass ich zum Bankschalter gelange. Schade, dass man bald beim Behördengang noch länger warten muß, weil entweder die Bürokraten nicht arbeiten (in PRD-geführten Staaten/D.F.) oder irgendeine Bande den Zugang versperrt. Schade, dass mir im Supermarkt meine Einkäufe aus dem Wagen geklaut werden mit der Begründung, man müsse ja jetzt Widerstand leisten.
(Anm.: dieser ganze Abschnitt ist hypothetisch)

Ich stelle mir die Frage: wem nützen diese Störereien? Den Armen, wie López behauptet? Den Entrechteten? Ich bezweifle das.
Sie nützen nur ihm und den paar Leuten, die da noch auf Reforma/Juárez/Madero hocken, den Verkehr aufhalten und denen für ihr "selbstloses" Engagement "für Volk und Vaterland" "für das Wohl des mexicanischen Volkes" eine Eigentums-Wohnung versprochen wurde (bekam ich gestern aus erster Hand von einer Person bestätigt).

Pobre México: tan lejos de dios y tan maldito con el MALOco. ;-)

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