Mittwoch, 28. Juni 2006

Auswandern aus Deutschland (III)

Aus einem Interview des Manager-Magazins mit HWWI-Chef Thomas Straubhaar (Artikel: Auswanderungswelle: "Es ist nicht egal, wenn Ihr Euer Land verlasst"):
Straubhaar: (...) Deshalb denke ich, Deutschland sollte den Wegziehenden Anreize bieten, nicht alle Wurzeln auszureißen und für immer fortzugehen. Es wäre gut, wenn jene Deutschen, die ins Ausland gehen, die dort etwas dazulernen und Geld verdienen, dieses Erlernte und Ersparte später wieder ihrer Heimat nutzbar machen.

mm.de: An welche Art von Anreizen denken Sie?

Straubhaar: An eine Art Passgebühr. Solange jemand zwar im Ausland lebt, aber nach wie vor deutscher Staatsbürger ist, genießt er den Schutz seines Heimatstaates, insbesondere wenn er in eine Notlage gerät. Er kann jederzeit zurückkehren. Dafür soll er ruhig in die deutsche Staatskasse einen Beitrag abführen - zum Beispiel in Form einer jährlichen Passgebühr für deutsche Staatsbürger im Ausland.

mm.de: Wie hoch sollte denn diese Gebühr sein?

Straubhaar: Nicht sehr hoch. Ein paar tausend Euro vielleicht. Mir geht es mehr um das Symbol, damit deutlich wird: Es ist nicht egal, wenn ihr euer Land verlasst.

Jetz' geht's looo-ooo-ooos! ...
Erst wird man vergrault und dann soll man dafür auch noch bezahlen?

Angesichts der Bemühungen anderer Staaten (z.B. Mexico), ihre "verlorenen Schäfchen" (sprich: die, die US-Staatsbürgerschaft angenommen und die mexicanische abgelegt haben) wieder an den Busen der Heimat zu führen (und für Wahlkampf-technische Zwecke auszunutzen), sehe ich das allerdings als etwas schwierig an; auch und vor allem, wenn man bedenkt, dass andere Staatsbürgerschaften leicht angenommen werden können (z.B. die der USA oder verschiedener europäischer Länder) und die "teure" deutsche einfach in die Tonne gedrückt würde - schließlich könnte ich als Niederländer genauso frei in Deutschland leben und arbeiten wie als Deutscher (obwohl ich erst einmal sehen müßte, ob ich in meinem Alter -trotz niederländischer Mutter- noch die Nationalität wechseln könnte).

"Ein paar tausend Euro vielleicht.", sagt Herr Straubhaar. Dazu muß man erst einmal ein paar zehntausend Euro im Jahr verdienen.
Ich könnte mir diesen Luxus nicht leisten - und dass ich deutschen Behörden nachweisen müßte, wieviel ich im Ausland verdiene, wäre doch die Höhe, oder?

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5 Kommentare:

Anonymous Anonym schrieb...

Hola Roland,
hab mir erst mal das komplette Interview durchgelesen, und genau die Stellen, die du zitierst, sind mir auch aufgefallen. "Nicht sehr hoch - ein paar Tausend Euro vielleicht" zeigt, dass dieser "Migrationsforscher" genau das gleiche Problem wie die Politiker hat: Er ist vollkommen abgehoben und hat keine Ahnung, wie "normale Menschen" denken und leben...

Eine andere Textstelle finde ich aber auch erwähnenswert:

"Als Ökonom glaube ich nicht an Appelle. Aber ich mache mir in der Tat Sorgen, dass wir eine nomadenhafte Elite bekommen, die sich keiner Gesellschaft mehr loyal gegenüber verhält - die von hier nach dort zieht, immer auf der Suche nach noch mehr Geld. Keine Gesellschaft und keine Volkswirtschaft können so auf Dauer bestehen. Kultur, Wohlstand, Sicherheit - das ist ohne die Loyalität der Sesshaften nicht zu haben."

Ersetzt man hier mal "Elite" durch " Firmen", passt es genau so gut, sprich: Wenn Firmen, obwohl sie gute Geschäfte machen, ihre Mitarbeiter massenhaft feuern, obwohl die immer nen guten Job gemacht haben, und dann den Laden in D schließen und ein paar 100 Kilometer weiter östlich wieder aufmachen, weil da höhere Rendite und EU Subventionen winken, sollte man wohl auch mal im Gegenzug an deren Loyalität appelieren...

Desweiteren zeigt auch diese Aussage, dass der Mann die Sache irgendwie nicht richtig verstanden hat:

"Es wäre gut, wenn jene Deutschen, die ins Ausland gehen, die dort etwas dazulernen und Geld verdienen, dieses Erlernte und Ersparte später wieder ihrer Heimat nutzbar machen."

Tja, das bedeutet in D in erster Linie, nicht zu knapp Steuern und Abgaben auf das im Ausland verdiente, ersparte und versteuerte Geld zu zahlen...ich sag ja: Vollkommen abgehoben, der Mann.

28. Juni 2006 um 14:30  
Blogger Andreas Bohn schrieb...

Jetzt wäre mir beim Lesen aber fast der Tee aus dem Gesicht gefallen. Alleine schon der Satz die dort [...] Geld verdienen, dieses [...] Ersparte später wieder ihrer Heimat nutzbar machen. Wenn ich also mal wieder nach Deutschland komme, wird mir an der Grenze die Kohle abgenommen. Schließlich konnte man mich in der Zeit, die ich weg war, ja nicht schröpfen.

Und dann auch noch von "Anreizen" sprechen. Ich dachte, jetzt kommt irgendsowas schwachsinniges wie ein Geschenkkorb. Weit gefehlt, der Herr denkt an eine Zwangsabgabe. Toller Anreiz. Wäre das dem Ulbricht eingefallen, hätte er sich glatt die Mühe mit der Mauer sparen können.

Eine Paßgebühr von "nur" ein paar Tausend Euro. Ich glaub', ich geh mich mal kurz bei der Migra entschuldigen, die 1680 Peso kommen mir auf einmal so wenig vor.

28. Juni 2006 um 17:43  
Blogger rolandmex schrieb...

Jetzt kommt's mir auf einmal sehr plausibel vor, weswegen ich auf die Frage von Mexicanern, ob ich irgendwann mal wieder zurückkehren will, immer antworte: "Nach Europa schon; nach Deutschland nicht."

28. Juni 2006 um 18:23  
Blogger Andreas Bohn schrieb...

Das MM hat jetzt auch ein Blog eröffnet, in dem man seine Meinung zum Thema kundtun kann, da stehe einige interessante Beiträge drin: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,424029,00.html

Wenn das so weiter geht, sehen wir demnächst Frau Merkel in der Tagesschau, wie sie uns versichert, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu errichten ;-)

29. Juni 2006 um 17:22  
Blogger rolandmex schrieb...

Ein Hoch auf die Proxies! :-(
Hier der Link: Manager-Magazin

30. Juni 2006 um 13:30  

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