Müllentsorgung á la mexicana (II)
Dann kam das Unvermeidliche: die Baufirma des fraccionamiento, die bisher sämtliche Unterhaltskosten (Müllabfuhr, Pflege und Bewässerung der Parks, vigilancia, etc.) getragen hatte, übergab unseren Teil der Siedlung an das municipio (die Stadtregierung).
Natürlich wollten die Bewohner, vertreten durch eine noch von der Baufirma ins Leben gerufene, als Verein eingetragene "Asociación de Colonos" ("AC"; Nachbarschafts-Organisation) weiterhin bequem ihren Müll in die Container vor der privada werfen und sich sonst um nichts kümmern brauchen.
Das municipio weigerte sich aber vehement, die Container zu leeren, wenn die "AC" nicht einen Spezial-LKW "spendierte" und bot stattdessen an, dass täglich ein Müllwagen vorbeikäme, der sein Kommen mit einer Glocke ankündigte und an den dann jeder Bewohner aus seiner privada heraus mit seinen Mülltüten herantreten und diese persönlich gegen ein kleines "Entgelt" abgeben sollte.
Das war natürlich absurd. Wozu wären dann die Container da, die das municipio bei der Baugenehmigung für das fraccionamiento gefordert hatte und für deren Entleerung die Baufirma schon einmal einen LKW mit Hebevorrichtung gespendet hatte (ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen!) und der auf mysteriöse Art und Weise verschwunden war (und die Baufirma blöd genug war (oder war es Absicht?), keine Empfangs-Bestätigung zu verlangen)?
Die "AC" ersann als Lösung, eine "asociación campesina" (Bauern-Organisation) zu engagieren, die eine Genehmigung von der Stadtregierung hatte, den Müll abzuholen und auf der örtlichen Müllkippe zu entsorgen (nachdem sie ihn nach Brauchbarem durchforstet und ordentlich Geld damit gemacht hatten - aber das ist ein anderes Thema...).
Dazu war es aber notwendig, von jedem Hausbesitzer (nicht -bewohner; die Kosten sollten schließlich auf alle verteilt werden) einen monatlichen Beitrag zu verlangen. Die Verantwortung für das Eintreiben der (zunächst) 16 Pesos pro Haus monatlich (man sieht, eine völlig unverhältnismäßige Summe ;-) ) wurde an die jeweilige privada-Gemeinschaft übertragen.
Das wurde natürlich (wie alles, was mit Geld und Bezahlen zu tun hat) schnell zu einem Problem: Hausbesitzer, die nicht in ihrem Haus wohnten, waren entweder nicht aufzufinden (die von ihnen angebene Telefon-Nummer funktionierte nicht oder sie ließen sich konsequent leugnen) oder weigerten sich standhaft zu bezahlen, weil "sie ja gar keinen Müll verursachten".
Da die "AC" aber die 16 Pesos brauchte, sollte die privada-Gemeinschaft die gesamte Summe fristgerecht zahlen und nachher sehen, wie sie das Geld wieder hereinbekomme. Sie drohte den privadas, die nicht rechtzeitig zahlten, mit Einstellung des Müllabfuhr-Service.
Das entwickelte sich für viele privadas schnell zu einer defizitären Angelegenheit, weil auch die immer brav zahlenden Nachbarn nicht damit einverstanden waren, für die Säumigen aufzukommen.
Also dachte sich die privada-Gemeinschaft eine Methode aus: ... - aber das erzähle ich demnächst in einem dritten Teil... :-)
Labels: kultur, persönliches, sitten + gebräuche
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