Armes Mexico...!?!
Um das Einkommens-Niveau in verschiedenen Ländern vergleichen zu können, haben sich Geographen seit vielen Jahren immer wieder neue Indikatoren ausgedacht. Früher waren es die Anzahl der Kühlschränke pro 1000 Einwohner, danach die Fernseher-Anzahl pro 1000 Einwohner - beides heute selbst in den unterentwickeltsten Ländern keine Seltenheit mehr.
Also besann man sich auf etwas praktischeres. So wie wir als Studenten den SchniPoSa-Faktor* hatten, um das Preis-Niveau eines Restaurants zu erkennen, nimmt man heutzutage den Preis eines Big Mac bei McD im Vergleich zu der Zeit, die man arbeiten muss, um sich einen dieser Hamburger leisten zu können.
Konkret: während man z.B. in Frankfurt und Sydney keine 20, in São Paulo 40 Minuten und in Budapest eine knappe Stunde arbeiten muss, um sich einen Big Mac schmecken lassen zu können, ist in Mexico City mehr als 2 Stunden Racken angesagt.
Das spricht nicht gerade für ein hohes Einkommens-Niveau, sondern eher dafür, dass das Einkommen eines durchschnittlichen Mexicaners von der Kaufkraft her nicht einmal die Hälfte von dem eines Ungarn, ein Drittel von dem eines Brasilianers und ein Sechstel von dem eines Deutschen ausmacht.
Wundert sich nun noch jemand, weswegen mex. Restaurants so "billig" sind?
(über Urban Cartography)
* SchniPoSa-Faktor: SchniPoSa ist kurz für "Schnitzel mit Pommes und Salat". Jedes Restaurant hat auf der vor der Tür ausgehängten Speisekarte dieses Gericht; anhand des Preises des SchniPoSa kann man auf das Preis-Niveau des Restaurants schliessen.
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6 Kommentare:
Da ein BigMac in Monterrey 20 Pesos kostet, verdient der Durchschnittsmexikaner, wenn diese Daten stimmen, 8 Pesos/Stunde.
Das halte ich dann aber doch fuer etwas unrealistisch. Der niedrigste Tageslohn, von dem ich bisher gehoert habe, war 150 Pesos (was natuerlich auch extrem wenig ist, aber halt nicht so wenig wie in der Grafik suggeriert).
Auffällig bei jedem Besuch in MX ist für mich, daß die Fastfood-Läden eigentlich immer rappelvoll (mit Einheimischen) sind - so voll, wie man sie hier in D nur selten sieht.
Ganz so schlecht kann es den Leuten also auch in MX nicht gehen. ;-)
In letzter Zeit mal bei OCC oder Computrabajo geguckt?
Da will man Uni-Absolventen mit 5 Jahren Erfahrung, J2EE, MySQL, Oracle, die schon mal Projektverantwortung hatten,... und zahlt lächerliche 6000 Pesos monatlich (das sind gerade mal 300 Euro). Eine Halsabschneider-Firma im Kartographie-Bereich (Map Data), die mehr als 100 "Neger" (so werden sie gehalten: getrennt in ihrem cubiculo, und wehe Du redest mit dem Nachbarn...) für sich arbeiten läßt, zahlt 3500 (=175 Euro) pro Monat für Geographie-Absolventen mit GIS-Erfahrung - im Schichtdienst (! - Ihr könnt Euch denken wie hoch die Personal-Fluktuation ist).
Lager- und Fabrikarbeiter bekommen meist nicht mehr als das Minimum, und das liegt im D.F. (! - in der Provinz liegt er bei unter 50) momentan etwas mehr als 53 Pesos pro Tag (und das sind bei 8 Std. weniger als 8 Pesos).
Seit Monaten (!) gibt es das Sonderangebot von "McD Menü des Tages" für 35 Pesos - deswegen ist der Schuppen voll; alle anderen kämpfen ums Überleben.
Hmm... da hat unsere Muchacha mehr bekommen als so mancher Kartograph. Dabei hatte ich schon immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihr nur 150 Pesos fuer die 4-5 Stunden gegeben habe. Aber meine Frau meinte, mehr waere jenseits jeder Realitaet.
(Als wir weggezogen sind haben wir ihr ein 'kleines' Abschiedsgeschenk gemacht, weil sie eine wirklich treue Seele war, auf die man sich 100% verlassen konnte. Zuerst hat sie sich die 1000-Peso-Scheine ganz irritiert angeguckt [sieht man ja im Alltag auch eher selten], dann hat sie angefangen zu weinen...)
Wir geben Queta, die wir schon lange kennen und die uns einmal die Woche beim Putzen hilft (und dabei auch mit meiner Frau frühstückt und zu Mittag ißt), an Weihnachten auch immer ihren aguinaldo. Der ist zwar weit weniger als Sven's Abschiedsgeschenk, erzeugt aber immer ein tolles Leuchten in ihren Augen und bei uns die Gewissheit, etwas Gutes getan zu haben.
Nun muss ich dazu sagen, dass das ganze noch einen Hintergrund hatte: Sie war eigentlich die Haushaltshilfe der Nachbarn, putzte dort taeglich, aber Freitagnachmittags kam sie noch extra zu uns. Sie hatte uns einige Wochen vorher (auch beim gemeinsamen Essen) erzaehlt, dass ihr Mann schwer krank sei und der zusaetzliche Verdienst bei uns sehr wichtig fuer sie sei, um ohne das Einkommen ihres Mannes ueber die Runden zu kommen.
Da dieses Einkommen jetzt erstmal wegfiel, war unser Wegzug natuerlich auch fuer sie schwierig. Von daher war es eigentlich eher ein Freundschaftsdienst, den wir als Abschiedsgeschenk verpackt hatten. Denn so war die Chance geringer, dass die unsere finanzielle Hilfe aus Stolz ablehnt.
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