Montag, 17. Oktober 2005

Klinsmann und die Kritiker

Jetzt ist er auch bei den "Experten" unten durch: uns' Klinsmann.
Na schön.

Beim Lesen des Artikels "Blähbacken gegen den Bundestrainer" auf Spiegel online bin ich aber auf einmal nicht mehr sicher, ob ich gegen Klinsmann per se bin oder nur gegen die offenbar überholte Selbsthudelei des deutschen Fußballs, dem Klinsmann bisher gehuldigt hat und sich deshalb (fast) die ganze deutsche Presse zu (wie man sieht, sehr temporären) Freunden gemacht hat.
Jedenfalls hat der Artikel mich zumindest stutzig gemacht, und ich denke, ich sollte die Situation weiter beobachten; sprich: ob Klinsmann der Buhmann ist, weil er nur das als Parole ausgab, was jedermann hören wollte ("Wir werden 2006 Weltmeister.") oder eher die Bundesliga-Verantwortlichen (inkl. Hoeness-Uli und andere "Experten"), die offensichtlich ihren Realitätssinn verloren haben.

Ich zitiere nur ein paar Passagen aus dem Artikel, die sich seltsamerweise sehr mit meinen schon vorher geäußerten Eindrücken decken (hier, dies, das und ditte):
    "Wir haben ganz klare Defizite erkannt. Wenn ein Spieler 60, 70 Prozent Fitnessgrad hat, muss er etwas tun", sagte er [Anm.: Jürgen Klinsmann] live zugeschaltet am frühen kalifornischen Samstagnachmittag im ZDF-Sportstudio.

    Und Klinsmann setzte noch eines drauf: "Wir sind in der Bundesliga nur noch die Nummer 6 in Europa." Er meint die Bundesliga. "Aber wir wollen uns mit der Weltelite messen." Er meint das DFB-Team. Ergo: "Wir packen die Dinge an." Kurzum: Früher war er diplomatischer, jetzt wird er konkreter. Damit aber auch konfrontativer. Das Problem, das Liga und DFB-Team eint, ist das fehlende Niveau.

    Wenn Deutschland bei der WM eine Chance haben will, müssen die Bundesligaprofis den von Klinsmann als konkurrenzfähig erachteten Tempofußball 90 Minuten spielen - und nicht nur eine Stunde wie beim Konföderationen-Pokal. Damit aber geht er an das größte Tabu des deutschen Fußballs. Das besteht darin, niemals wirklich daran zu rütteln, dass in Deutschland nicht alles großartig sein kann, selbst wenn in der echten Welt die deutschen Clubs - außer dem FC Bayern - diese Woche in der Champions League bereits um ihre letzte Chance spielen.