Montag, 27. Februar 2006

Die Scouts de México und der treintaytres

Am 29. Januar 2006, als Pajarito über die Absperrungen sprang, hat man in dem im TV gesendeten Video den Präsidenten der Asociación de Scouts de México, A.C. (ASMAC), einen Herrn namens Emilio Goicochea Luna, wiedererkannt, der dort mit seinem PAN-Parteikumpel Diego Fernández de Ceballos offenbar ein paar nette, entspannende Stunden zu verbringen gedachte.

Das war vor ein paar Wochen unter aufmerksamen Pfadfindern ein Gesprächsthema: was macht der Präsident der ASMAC auf einer offensichtlich tierfeindlichen Veranstaltung, wenn es heißt, die Pfadfinder seien Freund der Tiere*?

Um den größeren Zusammenhang zu verstehen, sollte man vielleicht ein wenig in der jüngeren Geschichte der ASMAC wühlen: seit einigen Jahren wird die ASMAC von Politikern unterwandert und mehr und mehr für deren Zwecke mißbraucht.
Viele Leute in hohen Stellungen innerhalb des Verbands sind ranghohe Politiker - u.a. Emilio Goicochea, der Secretario Particular von Präsident Fox ist, und verschiedene asociados (das sind diejenigen Mitglieder, die auf ihrer jährlichen asamblea die Entscheidungen der ASMAC treffen).
Es besteht der Verdacht, dass die allermeisten dieser Politiker nicht vom Pfadfindertum überzeugt sind und andere Ziele verfolgen. Warum? Nur die allerwenigsten haben ihre eigenen Kinder in der Pfadfinder-Bewegung angemeldet.
Außerdem wird gemunkelt, dass die vorgesehene Farb-Änderung des Kluft-Hemdes (bisher: Wölflinge (lobatos/gacelas): gelb; Jungpfadfinder (scouts)/Pfadfinder (expedicionarios): grün; Rover (rover/precursoras)) zu einem hellen blau einen parteipolitischen Hintergrund haben soll (ich persönlich halte das aber für etwas weit hergeholt).

Nun ist seit Anfang 2006 ein neues reglamento in Kraft. Dieses schafft viele der von Gründer Baden-Powell vorgegebenen Prinzipien einfach ab und verändert das Pfadfindertum in Mexico dermaßen, dass man in Zukunft wohl eher von einem "Camping-Club" sprechen wird.

Ich bin seit Oktober 2004 Stammesvorsitzender des ASMAC-Stammes Grupo 11 - Leones Villa del Real in der provincia Gustavo A. Madero (GAM) (provincia = Bezirk in Deutschland's DPSG); die provincia GAM ist seit Jahren die größte Provinz in Mexico (40 Stämme; mehr als 2.000 registrierte Mitglieder (= etwa 10% von ganz Mexico). Die Provinz ist erfolgreich in der Anwendung des programa scout, das jetzt durch das bisher nur rudimentär erarbeitete programa de jóvenes ersetzt wurde (siehe Änderung des reglamento oben).

Konkret: letzten Samstag gab es eine Krisensitzung der Stammesvorsitzenden der provincia GAM. Ergebnis einer nachher einberufenen "inoffiziellen" Versammlung der "Inkonformen": etwa 22 bis 25 Stämme der GAM werden sich abspalten und eine neue asociación gründen, um weiterhin das programa scout ausführen zu können, das bei guter Leiter-Arbeit gute Ergebnisse garantiert, aber seit der Einführung des neuen reglamento verboten ist. Mit ihnen werden zwischen 1.200 und 1.500 muchachos (etwa 7% der Mitglieder) die ASMAC verlassen - und es ist durchaus möglich, dass sich, wenn sie davon erfahren, einige tausend Pfadfinder mehr sich anschließen werden.

Mein Stamm, der im Januar in einer Sitzung der Leiterrunde einstimmig beschlossen hat, das programa Scout weiterhin anzuwenden, wird mit dabei sein. Schließlich bin ich als Stammesvorsitzender nur "primus inter pares" und habe Beschlüsse der Leiterrunde auszuführen, auch wenn sie mich in die Bredouille bringen können.

Lange Rede, kurzer Sinn: ich werde mich aller Voraussicht nach nach der Abspaltung und der Gründung des neuen Verbandes und der (hoffentlich erfolgreichen) Überführung meines Stammes in die neue asociación aus dem aktiven Pfadfindertum in Mexico zurückziehen, auch wenn viele meiner hermanos scouts mich davon abbringen wollen.

Warum? Der berühmt-berüchtigte treintaytres läßt grüßen, und die Tatsache, dass in der ASMAC einflußreiche Politiker sitzen, macht mir da doch ein wenig Angst. Schließlich ist die geplante Neugründung eine "tätliche Einmischung in interne politische Vorgänge des Landes" (oder kann leicht so gedeutet werden).

Fazit: sich als Ausländer sozial engagieren wird in Mexico bestraft, weil schon die Verfassung nicht demokratisch ist. So bleibt mir wahrscheinlich nichts anderes übrig, als die Vorgänge von außen zu betrachten und mir meinen Teil zu denken (und/oder zu schreiben).
Ich finde es sehr frustrierend, dass mir die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben versauert wird, und ich als aktives Mitglied der Gesellschaft offenbar nicht erwünscht bin (und mit mir jedweder Ausländer) - schon der Verfassung wegen.

Letztens sagte ich zu meiner Frau (Mexicanerin), dass ich der mexicanischen Gesellschaft nichts schulde, weil ich für alles, das ich empfangen habe, zur Kasse gebeten wurde und werde, und sie war damit überhaupt nicht einverstanden.
Nach den Vorgängen in der ASMAC fühle ich mich aber bestätigt.

Wie heißt's so schön: "Por eso México es como es."
Wie wahr. Leider. :-(

* Artikel 6 der mex. "ley scout" (Pfadfinder-Gesetz): El Scout ve en la naturaleza la obra de Dios, protege a los animales y plantas. ("Der Pfadfinder sieht in der Natur das Werk Gottes, beschützt Tiere und Pflanzen")

7 Kommentare:

Blogger MAAG schrieb...

Roland, creo que no acabas de entender algunas cosas y pese a ello las mezclas y entonces te haces bolas y llega la frustración. Las corridas de toros son en esencia un homenaje al animal, al toro. Proteger a los animales y plantas ocupa también la creación de formas de expresión varias (artísticas, culturales, deportivas, etc.), donde la naturaleza sea la protagonista y nos recuerde precisamente eso: su protagonismo en la vida del hombre. Las corridas de toros son parte de estas expresiones donde se rinde un homenaje al animal (y su naturaleza). No veo dónde pueda estar el conflicto para que un boy scout acuda y disfrute una corrida de toros. Si se entiende lo que una corrida de toros es, no veo pues dónde esté el conflicto. De otro modo, cuando no se entiende y a lo más se interpreta de manera subjetiva (que si hay sangre, que si hay violencia, que si gritan mucho, que si la muerte, etcétera), entonces ciertamente es natural la frustración. Ello por un lado.

Por otro lado está tu posición con el mentado Artículo 33 constitucional mexicano. Si ya lo entendiste bien a bien (ie, lo que significa inmiscuirse), entonces no veo el por qué tengas que asumir una posición de mártir ante la ignorancia de otros. No hay tal. Estás en tu derecho, sí, de expresar tu opinión, estás en la obligación, también, de entender a cabalidad un tema antes de emitir un jucicio y comenzar o ser parte de un movimiento que sea algo más que tu particular ejercicio de libertad. Es decir, que si vas a movilizar gente (niños o adultos), más vale, independientemente de que seas o no extranjero, que tu opinión sea lo mejor lograda posible. Y para ello es necesario que estés sumamente entendido del tema en el que pretendes hacer los cuestionamientos. De otro modo, sí, cualquier sociedad será lo que le toque ser: por la ignorancia de sus individuos.

No quiero creer aquello de que "un boy scout es un niño vestido de tonto, dirigido por un tonto vestido de niño".

Saludos cordiales.


PS. Mejor que sea Bukowsky quien nos diga algo más de toros, animales y hombres:

Los toros son grandiosos
como la superficie del sol
y aunque los matan para las rancias multitudes,
es el toro quien atiza el fuego,
y aunque hay toros cobardes
tanto como toreros y hombres cobardes,
generalmente el toro se mantiene puro
y muere inmaculado
sin ser tocado por símbolos y élites o falsos amores,
y cuando lo sacan arrastrando
nada ha muerto
y el hedor final
es el mundo.

28. Februar 2006 um 09:03  
Blogger rolandmex schrieb...

Ve aquí: http://static.flickr.com/50/105920448_b80787ffe9_o.jpg
¡Pinche homenaje...!

Wenn das eine Ehre ist, dann will ich im Krieg von einer Granate zerstückelt sterben.
Bitte, Miguel Ángel, eine Hommage sieht anders aus.

---
"Märtyrer": ich bin doch nicht MALO (a.k.a. AMLO)!
Ja, ich bin frustriert, aber die konstitutionalen Tatsachen sprechen doch für sich, auch wenn -wie ich irgendwo anders einmal schrieb- die Anzahl der tatsächlich ausgewiesenen an zwei Händen abgezählt werden kann.
Wenn man es bedenkt, verstoße ich schon seit Jahren gegen die Verfassung: ich bringe jungen Mexicanern meine Sichtweise der Dinge nahe; versuche, einen gewissen Einfluß auf ihre Erziehung zu nehmen, um ein Umdenken zu erreichen.
Schon das ist "inmiscuirse" - und zwar heftig.

Bisher konnte ich das allerdings ungehindert von mißgünstigen Politikern (aber unter Aufsicht aufmerksamer Eltern) tun; jetzt, wo's an's eingemachte geht und einige Einfluß-Träger in der ASMAC möglicherweise einen üblen Schlag vor den Kopf bekommen werden, krieg' ich aber die Muffe (da bin ich ganz ehrlich).
Politiker -jedweder couleur und politischer Richtung (rechts, links, oben, unten, gelb, blau, rot, grün, ...)- sind alle gleich: sie wollen den Gegner platt machen. Und wer ist da ein leichteres Ziel als ein pinche extranjero, der es wagt, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die er nicht tun darf?

Und wenn wir schon dabei sind, zitiere ich den 11. Artikel (das Gesetz hat 10, aber Baden-Powell selbst sprach von diesem ungeschriebenen) des Pfadfinder-Gesetzes in seiner spanischen Fassung: "El Scout no es un tonto."

Wenn die Wogen sich geglättet haben (d.h. in einigen Jahren), werde ich möglicherweise zurückkehren - spätestens, wenn ich selbst Kinder im Pfadfinder-Alter habe.
Bis dahin habe ich keinerlei Verpflichtung, die Kinder anderer zu erziehen.

28. Februar 2006 um 13:44  
Blogger Andreas Bohn schrieb...

Las corridas de toros son en esencia un homenaje al animal, al toro.

Creo que la palabra "Bullshit" va muy bien en este contexto.

Mal im Ernst: Ein Tier langsam und qualvoll zu töten ist in meinen Augen weder für den Toro noch für den Matador eine Ehre.

@Roland:
Schade, daß unser Fachgesimpel über den 33er nicht rein akademischer Natur bleibt. Aber ich würde mich da im Zweifelsfall auch eher raushalten.

28. Februar 2006 um 15:46  
Blogger MAAG schrieb...

Hay mejores fotos, con más sangre y mayor violencia. Pensé que podías poner alguna mejor. También pensé que podías reaccionar de mejor manera, pero bueno, hay de todo en la viña. Que ni qué.

Es decir, un mucho de por favor. Si los argumentos siguen basándose en el desconocimiento y la ignorancia, poco se puede discutir y sí mucho que gritar y denostar. Ojalá que dentro de las muchas tareas que seguramente tienes, Roland, en algunas te des la oportunidad de conocer, averiguar, aprender y pensar un poco más y mejor sobre ciertos temas. Así sea.

Cierto, es tu blog, tu espacio, pero bueno será que éste sea mejor aprovechado y no acabe cual foto sensacionalista. Que estés bien; saludos cordiales.


PS. Sobre el 33, qué puedo decir: que hay sin lugar a dudas mexas y extranjeros (pinches, culeros, mamones, pendejos, idiotas, brutos, tontos, etc., todos toditos) que no acaban de entenderlo y así les va como les va, y todos acaban haciendo desfiguros y rasgándose las vestiduras. Ah, y frustrados. Pena ajena.

1. März 2006 um 13:20  
Blogger rolandmex schrieb...

Es ist immer einfach, jemanden, der anderer Meinung ist, als Ignoranten zu bezeichnen und mit Zitaten einiger Dichter zu blenden - als ob hier jemand die Weisheit mit Löffeln gefressen hätte!
Ich jedenfalls nicht.

Ich habe ganz bewußt dieses Foto ausgewählt, weil es eben nicht allzu polemisch interpretiert werden kann. Es zeigt aber die Essenz dessen, was ich ausdrücken wollte.
Das Foto ist weder sensationalistisch noch falsch. Vielleicht bist Du der Unwissende, der nach erfolgter Tötung des Stiers laut 'Olé!' brüllt, die Leder-Trinkflasche und Blumen auf den Platz wirft, dem Torero zujubelt, wenn er das Ohr abschneidet und nicht sieht, wie der Stier zugerichtet wurde?

Dass hinter dem Stierkampf irgendeine hereininterpretierte Philosphie steckt, kann ja sein; eine Rechtfertigung für diese Barbarei ist sie aber nicht (Anm.: ich habe schon einmal einen Stierkampf gesehen: vor vielen Jahren in Tarragona, Spanien. 4 Stiere, 4 qualvolle "Kämpfe", immer wurde der Stier (alleine und nur mit abgefeilten Hörnern) von einem Heer von Leuten mit spitzen, scharfen Waffen am Ende getötet - das hat mir gereicht.).

Im 21. Jahrhundert sollte es nicht einmal möglich sein, dass sich jemand für die Patria (ein ausgesprochen diffuses, abstraktes Gebilde) oder Gott (noch abstrakter!) in den Krieg schicken läßt, nur um Menschen zu töten, die er nicht einmal kennt und die ihm nichts getan haben.
Leider ist dem aber nicht so. :(

Der treintaytres: offenbar ist derjenige, der nicht versteht, Du. Ich habe deutlich genug gemacht (denke ich), dass ich mich aus einer einfachen Vorsichtsmaßregel zurückziehe. Das ist meine persönliche Entscheidung; ob ich -wohlgemerkt theoretisch, denn in Mexico gibt es überhaupt keine Rechtssicherheit, wie Du sicherlich weißt- ein Recht auf die Betätigung bei den Pfadfindern habe, ist mir ehrlich gesagt schnurzpiepegal.

1. März 2006 um 14:07  
Anonymous Anonym schrieb...

!Roland no has entendido nada en todos los años que estes en este pais!

16. Mai 2006 um 15:40  
Blogger rolandmex schrieb...

¡Entonces explícame! Te espero.

23. Juni 2006 um 10:01  

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