Was El Universal von den Deutschen denkt
Idee der Sache ist, Klischées abzubauen und Wahrheiten zu erzählen.
So weit, so gut.
Wenn man den Artikel liest, bekommt man aber gleich in der ersten Zeile eine in's Gesicht gewatscht: Deutschland sei "cuna de Adolf Hitler" ("Wiege Adolf Hitlers"), heißt's da.
Tache, sagt da ein jeder, der wenigstens sporadisch im Geschichtsunterricht aufgepaßt hat.
Auch sonst hat der Redakteur Demián Magallán nicht besonders gut recherchiert, sondern lieber irgendwelche (obskuren?) Statistiken bemüht - aber das ist nichts absonderlich seltsames in der Welt des mexicanischen periodismo (und das sage nicht nur ich, sondern verschiedene gute mexicanische Bekannte, die schon ihr Leben lang in dieser Branche verkehren).
Andere (seltsame) Beispiele:
- "En Alemania es ilegal filmar o fotografiar a una persona sin su permiso."
(In Deutschland ist es verboten, jemanden ohne seine Erlaubnis zu filmen oder fotografieren.)
Das ist mir neu. Kann man jetzt verklagt werden, wenn man die Schuhplattler ohne zu fragen knipst?
- "En caso de ser sorprendido sin documentos, un extranjero puede ser retenido."
(Im Falle, dass er ohne seine Dokumente erwischt wird, kann ein Ausländer festgehalten werden.)
In welchem Land nicht?
- "No es necesario dar dinero a mendigos, pues Alemania tiene un sistema de Seguridad Social que permite que nadie tenga que pedir dinero. Quienes piden en la calle son “profesionales” que buscan un segundo ingreso."
(Es ist nicht notwendig, Bettlern Geld zu geben, weil es ein soziales System gibt, das verhindert, dass man um Geld bitten muß. Die, die auf der Straße betteln, sind "Profis", die ein zweites Einkommen suchen.)
Schöne heile Welt in Deutschland. In Mexico (zumindest in Mexico City) sind die meisten Bettler doch auch Doppelverdiener (d.h. sie verdienen doppelt so viel wie einer, der ehrlich arbeitet).
- "Los ciudadanos alemanes de raza no aria suman más de 8 por ciento de la población (...)
(Bürger nicht-arischer Rasse machen mehr als 8% der Bevölkerung aus (...))
Oh, oh, oh! Und da sagt der Mann kurz vorher, man solle vorsichtig sein mit Anspielungen auf die Nazi-Zeit.
- En realidad, los alemanes no son más racistas que otros pueblos industrializados occidentales.
(In Wahrheit sind die Deutschen nicht rassistischer als andere westliche Industriestaaten.)
Na prima. Aber Rassisten-Schweine sind sie trotzdem. Mal gut, dass es sowas in Mexico nicht gibt...
- También es sabido que los germanos aman, por sobre todas las cosas, los automóviles, sienten ternura por los perros, les encanta comer salchichas y tienen fama de ser grandes bebedores de cerveza.
(Es ist bekannt, dass die "Germanen" vor allen anderen Dingen Autos lieben, dass sie Hunde sehr mögen, mit Begeisterung Wurst essen und berühmt sind als große Biertrinker.)
Ach so. Und ich dachte, hier solle Klischées widersprochen werden...
- Es famoso en Alemania un dicho en torno a que sus mujeres están atadas a las cuatro K’s: Kirche, Kueche, Kinder, Kleider (iglesia, cocina, niños y ropa).
(In Deutschland gibt es ein bekanntes Sprichwort, dass sich darauf bezieht, dass die Frauen an die 4 K gebunden sind: Kirche, Küche, Kinder, Kleider.)
Laß' das mal nicht die frustierten Frauen hören, die nachts allein im Bett liegen und auf ihren besoffenen Mann warten (siehe nächste "Tatsache"). Deutschland muß also ein Paradies für mexicanische Männer sein und deutsche, unbefriedigte Frauen leichte Beute (es sei denn, sie sind gerade in der heiligen Messe, kochen Eisbein mit Sauerkraut oder kaufen Klamotten - Kinder gibt's ja keine). ;-)
- Uno de cada ocho germanos confesó que prefieren beber una cerveza con sus amigos en lugar de vivir una noche de pasión con una mujer.
(Einer von 8 "Germanen" hat zugegeben, dass er es bevorzugt, ein Bier mit Freunden zu trinken, als eine heiße Nacht mit einer Frau zu verbringen.)
Mal gut, dass ich eine heiße Mexicanerin geheiratet habe, die mir jedesmal das Bier aus der Hand schlägt und mich in's Bett zerrt... ;-)
3 Kommentare:
Sehr gut aufgestoebert, Roland.
Manchmal ist es wirklich ein Graus, auch mit dem El Universal.
Eben wegen seiner scheinbar unabhaengigen Berichterstattung ist er cabronsitos Info-quelle Nr. 1, was aber nicht bedeutet, dass dort manchmal journalistische Fehlleistungen aufkreuzen, wie sie im Bild-Bilderjournal nicht besser stehen koennten.
Nun ja, man kann eben nicht alles haben.
Bueno, el Universal es un buen periódico... hace muy buena lumbre.
Harald Schmidt hätte es nicht besser kommentieren können. Laut dem Buch "Kulturschock México" soll man ja nicht über die Frauen der Männer sprechen - also sag ich mal: beneidenswert das Deine Familie Dir das Bier aus der Hand schlägt (-;
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