Donnerstag, 6. September 2007

Warten

Vor anderthalb Stunden habe ich die letzten Dokumente, die für unser Adoptions-trámite notwendig waren, bei der uns betreuenden VIFAC abgegeben.
Damit ist der Weg frei, dass uns ein Baby in Adoption gegeben wird.

Die VIFAC ist eigentlich eine Organisation, die ungewollt schwangeren Frauen die Möglichkeit geben will, ihr Kind zu bekommen und es nicht abzutreiben (oder abtreiben zu müssen). Sie bietet den Mädchen und Frauen nicht nur kostenlos Unterkunft und Essen, sondern auch medizinische und psychologische Betreuung und Bildungs-Möglichkeiten in oficios wie Nähen, Kochen oder Büro-Arbeiten, damit sie sich nach der Geburt des Kindes selbst ernähren können.
Ziel ist es, dass die Frauen ihr Kind behalten, aber natürlich gibt es auch welche (wenn auch weniger als 7%), die ihr Kind in Adoption geben wollen.

Da kommt die "Adoptions-Abteilung" ins Spiel, die kinderlose Paare auswählt (d.h. die, die die von der VIFAC festgelegten Kriterien erfüllen), ihnen einen ausführlichen Adoptions-Kurs gibt (den wir, zusammen mit 10 anderen Paaren, von Februar bis Juni dieses Jahres absolviert haben) und nach "Bestehen" der letzten notwendigen Formalitäten (u.a. psychologische Tests, der Besuch einer trabajadora social im Haus, ausführliche Gesundheits-Untersuchung und die Feststellung der Straflosigkeit) ist man dazu "verdonnert" ;-), auf sein Baby zu warten. Es kann morgen schon zugeteilt werden oder aber in einige Tagen, Wochen oder Monaten. Keiner weiß es, außer der Präsidentin der VIFAC und vielleicht der liebe Gott*.

Aber diese Zeit kann auch genossen werden, z.B. um am Wochenende noch lange auszuschlafen (bevor man nachts um 3 mit Geschrei geweckt wird) oder -wie einige unserer compañeros es getan haben- ein Baby Shower zu veranstalten.
Das mag sich seltsam anhören -schließlich gibt's ja keine dickbäuchige Frau- aber nun ist das Paar ebenfalls en espera seines Kindes und daher in gewisser Weise schwanger.

Jedenfalls beginnt nun für uns die "Schwangerschaft".
Und es ist wie ich meinem Vater in einer Mail schrieb: "Jetzt warten wir auf's Christkind - oder auf ein Baby, je nachdem, was eher kommt..."

* Ihr ahnt, dass die Organisation eine starke katholische Bindung hat. Die Präsidentin ist sogar beim Opus Dei.
Trotzdem -¡y me consta!- sind wir in den anderthalb Jahren, die wir nun mit der VIFAC zu tun haben, nie zu etwas gezwungen worden, was wir nicht wollten. De hecho, das Ganze ist sehr frei und selbst ich mit meiner Kirchen-kritischen Haltung (bin halt "Katholen-geschädigt" vom (kath.) Kindergarten bis zum (kath.) Gymnasium und den (kath.) Pfadfindern; wir gingen mit dem Kaplan saufen ein Gläschen Bier trinken und auch im Studium wohnte ich im kath. Studentenwohnheim) fühle mich wohl.

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4 Kommentare:

Blogger Andreas Bohn schrieb...

bevor man nachts um 3 mit Geschrei geweckt wird

Und um eins und um fünf und in schlechten Nächten auch zu den geraden Uhrzeiten :-)

Aber eigentlich wollte ich Euch ja keine Angst einjagen, sondern Glück wünschen. Auch wenn die Augenränder größer werden als das Gesicht an sich, es gibt nichts Erfüllenderes, als ein glückliches Lächeln des Zwerges. Das gilt sogar um fünf Uhr morgens.

6. September 2007 um 17:15  
Blogger Peter schrieb...

Auch von meiner Seite die besten Wuensche, und das Euch die (Warte)Zeit nich zu lang werden moege.

Euer Schritt ist mutig und es freut mich, dass im Hause bald dieser neue Duft (Windeln, Salben u. anderes) wehen wird. Ein Kind ist wohl das Beste was Erwachsenen an die Seite gestellt werden kann, voellig Gleichtgueltig ist da das Wie, Warum, Woher und Wann!

Ihr werdet Augen machen!

6. September 2007 um 18:00  
Anonymous Anonym schrieb...

Ja um eins, um halb zwei, um zwei, um halb drei, um drei,... wenn plötzlich drei Zähne auf einmal kommen wollen. und wenn man dann um 6 Uhr , nach ca 10 minuten Schlaf wieder aufstehen muß, weil man zur Arbeit muß, und dann einen feuchten Kuß und zwei klebrige Hände ins Gesicht bekommt ist alles vergessen.
Bis zur nächsten Nacht.

Herzlichen Glückwunsch und hoffentlich wird die Wartezeit nicht zu lange.

Svenja

8. September 2007 um 15:30  
Blogger rolandmex schrieb...

Danke Euch allen für die guten Wünsche!
Als der größte Bruder einer knapp 14,5 Jahre jüngeren Schwester weiß ich um einige der Angelegenheiten kleiner Kinder, auch wenn ich mich in der Anfangszeit wegen meines Nur-Bruder-Status um vieles herumdrücken konnte.

Der Tag nähert sich: von den 11 Ehepaaren, die am Adoptions-Kurs teilnahmen (und damit als Eltern qualifizierter sind als die Mehrzahl der "natürlichen" Eltern), haben bereits drei ihren "chiquito" erhalten (zwei Jungen, ein Mädchen) - erst letzten Samstag waren wir auf der Taufe des zweiten.
Die des "ersten" waren auch dort. Natürlich gingen beide von Arm zu Arm und wir munkelten, dass das nicht mehr passiert bei den Taufen des 8. oder 9. Kindes, weil dann fast jedes ein Baby auf dem Arm hat.

11. September 2007 um 00:03  

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