Dienstag, 4. September 2007

Effizient

Meine Frau und ich haben die "Ehre", für unser Adoptions-Procedere ein Certificado de no Antecedentes Penales (in etwa ein polizeiliches Führungszeugnis) vorweisen zu müssen.

Im D.F. dauert das nach Angaben eines befreundeten, auch in Adoptions-trámites befindlichen Paares ganze 20 Tage; im Estado de México nur einen (!).

Nachteil: in Ecatepec, die für uns nächste Subprocuraduría General de Justicia del Estado, wird man nur von 9:00 bis 11:00 Uhr bedient, und dann auch nur die ersten 100, die kommen (ja, da wird nachgezählt!).
Das heißt konkret, dass man früh aufstehen muß, denn wer zu spät kommt, den bestraft das Leben oder der heilige Procurador. Ab 6:00 Uhr morgens frieren sich die ersten auf den kalten Steinbänken vor der Tür der "Subprocu" den Hintern ab (außer, man hat ein wasserundurchlässiges Sitzkissen dabei). Wir kamen gegen 6:40 Uhr und waren die Nr. 10 und 11.
Voraussetzung für den Dienst der Bürokraten ist -so wie immer-, dass man peinlichst genau die manchmal absurden requisitos erfüllt und alle notwendigen Papiere dabei hat. Im Falle von Ecatepec muß man -obwohl in den offiziellen Riten (= reglamento de trámites) nicht vorgesehen- den Einzahlbeleg zusammen mit dem Formato Universal de Pago auf einem Blatt Größe oficio (= US-Größe legal) kopieren; wer das nicht hat, wird zum Kopieren geschickt und hat genau 5 Minuten Zeit, das geforderte beizubringen.

Um Punkt 9:00 Uhr kamen zwei Damen und scheuchten baten die ersten 15 hinein. Bevor wir in das mit modernster tecnología de vanguardia (= mechanischen Schreibmaschinen) ausgestattete Büro eintreten durften, wurden die Papiere eingesammelt, obwohl etwas barsch, wußte die Dame, was sie brauchte und hielt die Papiere jedes einzelnen getrennt und Zusammengehöriges mit Büroklammern zusammen.

Kurz darauf wurde jeder nacheinander für knappe 30 Sekunden ins Büro gerufen, nach Adresse und Grund für die Ausstellung des Certificado gefragt (getreu eines Tips, den man uns gab, sagten wir: "Der ist für eine Arbeitsstelle."), man unterschrieb auf einem Kärtchen, das aus der Schreibmaschine gezogen wurde und stellte sich vor dem Büro in einer anderen Schlange wieder an.
Nachdem alle 15 durch waren, kam wenig später die Dame mit einer mit Tinte beschmierten Rolle wieder heraus und schwärzte allen den rechten Daumen; dabei teilte sie uns mit, dass sie um 16:00 Uhr im Erdgeschoß die Certificados austeilen werde. Dann wurde jeder aufgerufen und man machte seinen Daumen-Abdruck auf das vorher unterschriebene Kärtchen.
Fertig.

Das nennt man effizient! Keine blöde Trödelei, sondern "derecha a la flecha".

Mal sehen, wie's nachher mit der Verteilung aussieht.
Fräulein Rottenmeier macht das bestimmt gut: wer nicht sofort "Hier!" ruft, wenn sein Name fällt, kommt im Stapel ganz nach unten und muß eine Runde aussetzen.

Recht hat sie!

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