Dienstag, 9. Oktober 2007

Gringo-Schnüffelei

TSA noticeAuf meiner Canada-Reise hatte ich die "Ehre", auch US-amerikanischen Boden betreten zu dürfen (wenn auch nur zur Durchreise); konkret: in Los Angeles und Seattle wechselte ich Flugzeuge.

Dass man am Flughafen LAX bei der Einreise nicht gerade zimperlich behandelt wird, ist ja bekannt; im Gegensatz zu manch anderem Reisenden fand ich die Homeland Security-Prozedur nicht so schlimm. Fingerabdruck des rechten und linken Zeigefingers, einmal Brille abnehmen und in die billig aussehende "Logitech-type" Kugel-WebCam reingucken (wobei mich mal interessieren würde, welche Auflösung diese Kamera hat; schließlich wird damit angeblich die Iris aufgenommen*); ein paar blöde Fragen, was man im "heiligen" Amiland so will (Antwort: "So schnell wie möglich wieder raus!" "Durchreisen bis nach Canada.") - fertig.

Das Gleiche passierte auf der Rückreise; das einzige, was mir nicht gefiel (bis auf die blöde Anmache einer "Security Officer"-chick, weil ich mein iBook nicht ungefragt in einen separaten tray durch die X ray-Sperre laufen ließ), war, dass der Fluglinien-Bedienstete mir beim Einstiegen in den Mexico-Flug meine grüne, im Paß eingeheftete Visa Waiver-Karte so hastig rausriß, dass ich jetzt ein Loch auf der Seite habe.

Als ich zu Hause ankam und mein Gepäck öffnete, fand ich einen Zettel der "Transportation Security Administration" (TSA), auf dem mir mitgeteilt wurde, dass die Gabacho-Behörden aufgrund irgendwelcher nach Ermächtigungsgesetz-Art durchgeboxter Gesetze (namentlich: "Aviation and Transportation Security Act of 2001") das "Recht" haben (oder besser: sie sind dazu "verpflichtet"), (fast) jedes eingecheckte Gepäckstück zu durchsuchen und meine Tasche zu den "Auserwählten" gehörte.
Offenbar hatte man meine "TSA approved" Vorhängeschlößchen geöffnet, das Gepäck durchwühlt (wenn nicht komplett ausgepackt) und nach "prohibited items" (was immer das sein mag... - ob der Koran oder Marx' Manifest wohl dazugehört?) gesucht. Bull's-Eye BBQ Sauce, Maple Syrup und vakuumverpackter canadischer Pacific Sockeye Salmon gehören nicht zu den verbotenen Dingen: sie waren noch da - ebenso wie alles andere (größtenteils Klamotten). Freundlicherweise wurde mir eine "notice of baggage inspection" eingelegt mit dem Hinweis, dass die TSA die oben genannte "Pflicht" hat, aber nicht verantwortlich ist, wenn was fehlt oder beschädigt wurde (das kenne ich doch irgendwoher? War da nicht was mit Straffreiheit für US-Soldaten trotz bewiesener Kriegsverbrechen?).

Sicherheit ist ja in Ordnung und von den paranoiden Gringos (erinnert sich einer an den Ausschnitt aus South Park zur Geschichte der USA in Bowling for Columbine?) erwartet man ja nichts intelligentes (dazu schreibe ich später noch mal was), aber wenn man das Bedürfnis verspürt, mein Gepäck zu durchwühlen, erwarte ich eigentlich, dass man das in meiner Anwesenheit tut (so wie in Europa).
Hinterhältiges Schnüffeln (oder sind die TSA officers etwa heimliche Schmutzwäsche-Fetischisten? ;-) ) halte ich für ethisch bedenklich; trotz solch sinnfreier Sprüche wie auf dem TSA-Blättchen (wörtlich: "Smart Security Saves Time" oder auf spanisch: "La seguridad inteligente ahorra tiempo").

P.S. Was wäre denn passiert, wenn man "prohibited items" (z.B. eine Spraydose oder -noch schlimmer!- cubanische Zigarren oder ein Foto von Mao oder Osama (nicht: Obama)) gefunden hätte? Hätte man mich dann mit Hilfe der vorher aufgenommenen persönlichen Kennzeichen und Daten ausfindig gemacht, mit an die Zähne bewaffneten Starship Troopers ;-) gejagt und mit Maschinengewehren und Tasers niedergestreckt?

*Ich lerne, dass ein Frontal-Foto des Gesichts aufgenommen wird.

Labels: , , , ,

3 Kommentare:

Blogger Sven schrieb...

OK, will jetzt niemanden in Schutz nehmen, aber doch einige Sachen klarstellen, die ich als Viel-USA-Reisender als nicht ganz richtig identifiziert habe:

> schließlich wird damit angeblich die Iris aufgenommen

Falsch. Ganz normales Frontal-Foto des Gesichts. Brille und Muetzen muessen ab, falls das Bild mal zur biometrischen Auswertung verwendet werden soll (d.h., Winkel und Distanzen zwischen fixen Punkten im Gesicht. Ein Irisscanner braeuchte wesentlich geringere Distanz zum Auge und bessere Lichtverhaeltnisse.

> "prohibited items" (z.B. eine Spraydose oder -noch schlimmer!- cubanische Zigarren

Ersteres ist in "checked luggage" nicht verboten. Zweites ist ein Interesse des Zolls, nicht der TSA.

> erwarte ich eigentlich, dass man das in meiner Anwesenheit tut (so wie in Europa)

Wobei Du leider nicht beruecksichtigst, dass das Flugaufkommen in den USA wesentlich hoeher ist und es daher die Abfertigung beschleunigt, wenn man nicht jeden Passagier warten laesst, bis sein Gepaeck geroentgt wurde. In D wuerde ich nicht riskieren, 30 min vor Abflug am Flughafen anzukommen - in den USA habe ich gute Chancen, meinen Flug noch zu kriegen. Somit ist dann am "...saves time" doch was dran.

9. Oktober 2007 um 23:47  
Blogger Andreas Bohn schrieb...

In D wuerde ich nicht riskieren, 30 min vor Abflug am Flughafen anzukommen - in den USA habe ich gute Chancen, meinen Flug noch zu kriegen. Somit ist dann am "...saves time" doch was dran.

Und trotzdem würde ich es bevorzugen, daß ich dabei bin, wenn jemand in meinen persönlichen Sachen wühlt. Irgendwie bleibt ein ungutes Gefühl, ähnlich wie beim Valet-Parking, wenn man danach das Gefühl hat, daß da vorher mehr Kleingeld im Aschenbecher war.

Daß mir die Sicherheit im Flugzeug den Aufwand wert ist, ist kein Thema, aber was bitte suchen die US-Amerikaner in meinem Gepäck, wenn ich dort nur zwischenlande? Trauen sie den Canadiern nicht (bei den Mexikanern könnte ich das vielleicht noch verstehen)? Für mich ist diese Paranoia ein Grund, nicht mehr mit US-Amerikanischen Linien zu fliegen.

10. Oktober 2007 um 09:37  
Blogger rolandmex schrieb...

> Zweites ist ein Interesse des Zolls, nicht der TSA.
Glaub' ich nicht. Alles was cubanisch ist, ist ein Sicherheitsrisiko und muß per US-Gesetz boykottiert werden.

Was die Wühlerei angeht, gibt es für mich keine Entschuldigung, dies hinterrücks ohne mein Wissen zu tun, denn niemand hat mich jemals darauf hingewiesen, dass die gabachos in Gepäck schnüffeln dürfen, das nicht einmal in ihrem Land verweilen wird, denn es verließ nach dem Check-In in keinem Moment den Sicherheitsbereich des Flughafens (zur Erinnerung: ich war lediglich auf der Durchreise von/nach Canada bzw. Mexico; ich mußte im erstangeflogenen US-Flughafen mein Gepäck abholen, durch den Zoll rollen (inkl. Zollerklärung, auf der ich nur "Transit" als Adresse vermerkt hatte) und gleich wieder abgeben (weiß der Kuckuck warum)).

10. Oktober 2007 um 10:48  

Kommentar veröffentlichen

<< Home