Dienstag, 20. Mai 2008

Banken-Odyssee

Vorige Woche haben meine Frau und ich uns entschieden, ein Inversions-Konto zu eröffnen (Ihr wißt schon: für die Zukunft und so...).
Also wurde der Vertrag unterschrieben, und jetzt ging's gestern und heute darum, das Geld von unseren Bank-Konten auf das Inversions-Konto zu überweisen.

Bancomer (gestern):
  1. an den Schalter gegangen, Anliegen vorgetragen ("Bitte von diesem Konto auf jenes überweisen. Alles.")
  2. Bankkarte und (deutschen) Paß überreicht.
  3. Überweisungs-Wisch unterschrieben.
  4. fünf Minuten später war ich wieder draußen.

Banamex (heute):
  • Kapitel 1:
  1. an den Schalter gegangen, Anliegen vorgetragen (siehe oben)
  2. Bankkarte und Paß überreicht.
  3. mißtrauisches Beäugen des Passes. Frage: "Haben Sie Ihr FM dabei?" (Antwort: "Nein. Der Paß reicht.")
  4. der Chef der Schalter-Leute wird gerufen. Getuschel. Er verschwindet mit Paß und Bankkarte.
  5. ich werde aufgefordert, doch bitte Platz zu nehmen. Gute 10 Minuten werde ich sitzen gelassen (= vergessen).
  6. man ruft mich an den Schalter. Man möchte mein FM sehen. Ich frage: "Warum?" - ratloser Blick; man ruft wieder den Schalter-Chef. Getuschel.
  7. "Wir haben im Moment kein 'System'.", sagt der Schalter-Chef. - "So, so", sage ich, "Ihr wollt mir also mein Geld nicht geben." - "Nein, nein", wird schnell eingeworfen, "in dieser Zweigstelle haben wir keinen Kontakt zum Zentral-Rechner. Könnten Sie es bitte in einer anderen Filiale versuchen?"
  8. ich verlange meine Dokumente und gehe ohne Danke zu sagen (wozu denn? - man hat ja nichts für mich getan außer mich unnötig warten lassen)

  • Kapitel 2:
  1. ich komme in einer anderen Banamex-Filiale an. Ficha gezogen, laaaange gewartet.
  2. die gleiche Prozedur wie in Kapitel 1, Punkte 1 bis 5.
  3.  ich sehe, man hat Fotokopien sowohl meiner Bankkarte (Vorder- und Rückseite) als auch meines Passes gemacht und auf der Rückseite des Blattes die Konto-Daten ausgedruckt.
  4. geschäftiges Gewusel: erst wird der Betrag vom Konto abgebucht (ich muß unterschreiben, das Geld erhalten zu haben), dann auf das Inversions-Konto gebucht.
  5. bevor ich die Überweisungs-Quittungen bekomme, werde ich aufgefordert, meinen vollständigen Namen und meine Adresse anzugeben ("Wieso? Die steht doch in den Konto-Daten.")
  6. als ich endlich meine Papiere bekomme, sage ich zur Schalterdame: "Gestern bei Bancomer war ich für denselben trámite in kurzer Zeit wieder draußen. Keine Kopien und Zeugs; Ihr seid ziemlich langsam." - keine Antwort.

  • Kapitel 3:
  • Da ich schon seit längerem die Nase voll habe von Banamex (siehe u.a. hier, hier und hier), beschließe ich, das Konto aufzulösen. Ein Kündigungsschreiben habe ich schon fertig.
  1. zurück zur ersten Filiale (bei der ich das Konto eröffnet habe). Am Automaten, der die fichas verteilt, frage ich die Dame, wohin ich mich begeben muß, um mein Konto aufzulösen. Sie schickt mich zu "Inversiones y Aperturas".
  2. ich warte gute 10 Minuten. Als ich eigentlich dran bin, spricht die Dame einen älteren Herrn an, der sich gleich an ihren Schreibtisch setzt. Ich stehe auf und sage: "Ich war vor dem Herrn hier." - Giftiger Blick von ihr: "Er unterschreibt nur ein recibo." - trotzdem dauert diese "Unterschrift" knapp zehn Minuten.
  3. endlich komme ich dran. Ich setze mich und trage mein Anliegen vor. "Haben Sie Ihren Vertrag dabei?", fragt sie schnippisch. "Nein." - "Ich bin nicht zuständig. Ich bin hier für Konto-Eröffnungen, nicht -Kündigungen. Gehen Sie zum servicio al cliente." - "Dann hat man mich also umsonst hierhin geschickt? Nicht mal das könnt Ihr." - böser Blick.
  4. ficha für Kunden-Service gezogen. Warten. Nach 10 Minuten bin ich dran (Glück gehabt).
  5. Schon wieder mein Anliegen vortragen. Der Mann liest mein Kündigungsschreiben. Er fragt nicht nach, versucht nicht mich zu bekehren (ich bin ihm im Stillen dankbar dafür; ist eh zu spät, wie er aus dem Brief entnehmen kann).
  6. ich überreiche Paß und Bankkarte
  7. zehn Minuten später ist das Konto aufgelöst und die Bankkarte von ihm zerschnitten.
  8. nach 2,5 Stunden ist diese Odyssee beendet.

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4 Kommentare:

Blogger Sven schrieb...

Hihi, ich glaube nicht, dass das auf Deutsch tatsaechlich "Inversionskonto heisst"... Soweit ich informiert bin, spricht ma da eher von Wertpapier-Depot oder Depotkonto. :)

21. Mai 2008 um 08:37  
Blogger Sven schrieb...

Ach ja, und sei zur Zeit vorsichtig mit Investitionen. Der Markt ist noch immer ziemlich brenzelig. Habe es selbst eine Zeit lang versucht und mir ziemlich mies die Finger verbrannt (fast 15% weg in drei Monaten - hatte allerdings auch uebelstes Timing mit meinem Start Anfang November).

PS: Und da ich weiss, dass Du ein Apple-Fanboy bist: Der Schnellzug ist schon wieder durchgerauscht.

21. Mai 2008 um 08:47  
Blogger rolandmex schrieb...

Vor Jahren habe ich in Deutschland DM 5.000,– in einen Investment Fond investiert, und vor etwa 4 Monaten erzählte mir mein Vater, dass ich bald wieder da ankommen werde, wo ich vor vielen Jahren stand. Zwischenzeitlich war der Kurs ins Bodenlose gefallen.

Nee, nee, keine Sorge; wir bevorzugen festverzinsliche Papiere. Da gibt's zwar weniger Gewinn, dafür ist er aber sicher.

21. Mai 2008 um 10:45  
Anonymous Anonym schrieb...

Gut gemacht!
Banamex ist so ziemlich das letzte was es gibt.
Ich kenne persönlich 7 Personen denen zwischen 5- und 7stellige Beträge vom Banamex Konto entwendet worden sind. Unsere Firma war auch betroffen. Zwar haben alle, (bis auf einer) ihr Geld (sehr viel) später nach unzähligen "fichas", Anwälte, usw. zurückbekommen jedoch ist damit das Vertrauen in diese Bank unwiederbringlich verloren.

Kurz nach diesen Erfahrungen habe ich einen von Banamex gesponserten Vortrag über "Sicherheit im online Banking" in Canacintra beigewohnt. Der Herr mit dem 7stelligen Verlust war auch dabei.

Als die endlich fertig waren fragte ich:
"Wenn Sie schon so viel wert auf Sicherheit legen,... warum zwingen Sie Ihre Kunden ausschließlich den bekanntlich unsicheren Internet Explorer zu verwenden und verweigern die Nutzung Ihrer Website mit dem sicheren Firefox Browser?"

Die Antwort war ein verlegenes Lächeln und dumme Ausreden gemischt mit Zukunftspläne über die Öffnung für andere Browser.

Bei Bancomer kann ich sogar mit Opera die Bankgeschäfte tätigen.

Scotiabank ist auch so ein Microsoft-Sklave wie Banamex.

P.S.: Phishing war in unserem Fall ausgeschlossen. Mir schien es ein Banamex-Insider-Job gewesen zu sein.

P.S.S.: übrigens arbeite ich in einer Microsoft-Freien-Zone. Keine Abstürze und keine Viren seit 4 Jahren.

28. Mai 2008 um 09:08  

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