Mittwoch, 11. Februar 2009

Hat Slim Recht oder nicht?

Gestern sagte Carlos Slim bei einem Kongress (in etwa und sinngemäß):
Die wirtschaftliche Situation ist sehr schlimm; die schlimmste Krise seit den 1930ern. Viele Firmen -große, mittlere, kleine- werden schließen müssen und des wird tatsächlich leerstehende Bürogebäude geben.

Er möchte kein Schwarzmaler sein, aber es wird eine sehr schwierige Situation sein; man sollte sich darauf vorbereiten und nicht später die Konsequenzen sehen und weinen. Er schlug vor, sich auf die pymes (kleine und mittlere Firmen) und die interne Wirtschaft zu konzentrieren.
Natürlich ging gleich das große Gejaule der politiquillos los, er solle doch nicht so pessimistisch sein, sonst wäre es seine Schuld, wenn es mit der Wirtschaft weiter bergab geht (so in etwa die Regierungspartei PAN, die sich lieber darauf beschränkt alles schön nicht so schlimm zu reden, indem sie -zusammen mit den Medien- einfach nichts von den tagtäglichen Katastrophen-Weltwirtschafts-Nachrichten sagen).

Katia D'Artigues vom El Universal (von der ich das von Slim gesagte übersetzt habe), meint dazu heute, man solle Slim ruhig glauben und führt an warum:
  1. Die staatliche Krankenversicherung IMSS meldet 5.885 entlassene Arbeitnehmer täglich.
    Seit November 2008 bis Januar 2009 wurden 541.000 Personen entlassen - und hier ist nur die Rede von denen, die tatsächlich beim IMSS angemeldet sind (das sind viele eben nicht und werden daher auch gar nicht erfaßt).

  2. Gestern wurde im El Universal eine Umfrage veröffentlicht, die Ende Januar/Anfang Februar 2009 durchgeführt wurde und bei der herauskam, dass "nur" 84% der Mexicaner von der Krise betroffen sind (bisher!).
    73% haben das Budget für Vergnügen (Kino, Theater, Restaurant- und Kneipen-Besuche, etc.) zusammengestrichen, 69% das für Bekleidung, rund 50% sparen bei Kosten im Haushalt (Miete, Renovierungen, etc.) und Transport (Auto, Sprit, etc.), 53% geben weniger für Essen aus.
    70% fürchten, entlassen zu werden.

  3. Der Präsident wird die Gesetze des IMSS und des INFONAVIT (sowas wie die Bausparkasse des Bundes) ändern, um den Arbeitslosen zu helfen. Das ist gut, könnte man meinen. Aber da ist ein kleines Detail: die Initiative wurden einen Monat (!) nach der Unterschrift unter dem so wichtigen "Nationalen Konsens zur Verbesserung der Familien-Ökonomie und der Arbeit" begonnen. Es scheint eben wichtiger zu sein, sich beim Unterschreiben pompös ablichten zu lassen, anstatt etwas wirkungsvolles zum richtigen Zeitpunkt zu tun und ist somit (so sieht es Katia D'Artigues) eine Lüge.

Sie führt dann noch ein paar andere Argumente an, aber die bringe ich hier nicht ein, denn ich denke, vor allem die ersten zwei sind aussagekräftig genug, oder nicht?

Lest selbst (falls Ihr des Spanischen mächtig seid)

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2 Kommentare:

Blogger Andreas Bohn schrieb...

die sich [zusammen mit den Medien] lieber darauf beschränkt alles nicht so schlimm zu reden

Das ist mir auch aufgefallen, als ich letzte Woche in Pittsburgh war. Da war das eigentlich das Thema schlechthin im Fernsehen. Aktuelle Zahlen, Prognosen, Diskussionsrunden, Ratgeber für Betroffene, Vergleiche mit Krisen in der Vergangenheit, kurzum, das Thema wurde von allen möglichen Seiten beleuchtet.

Das gibt es hier zwar auch, aber nicht in dem Umfang, in der Intensität und auch nur auf den Kanälen, die ohnehin nur die Ausländer schauen (11 oder 40, z.B.)

12. Februar 2009 um 08:56  
Blogger rolandmex schrieb...

Diskussionen im Fernsehen sind selten, und wenn es sie gibt sind sie entweder Brabbel-Runden, wo alle reden wollen und keiner zuhört, was der andere sagt oder wissenschaftlich so hochtrabend, dass kein Otto-Normalbürger versteht, was da geredet wird.

Lösungen bringen diese Palavereien auch nicht, weil es im allgemeinen keine offene gesellschaftliche Diskussion gibt, bei der ein Konsens gefunden werden soll, sondern alle Entscheidungen trifft der (Grossgrund-) Besitzer der Hacienda (sprich: der Präsident), der alle mit dem versorgt, was sie brauchen, damit sich die peones keine Sorgen zu machen brauchen und weiter auf Pump in der tienda de raya einkaufen gehen.

12. Februar 2009 um 10:07  

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