Geil war's, das Konzert (bin vor etwa einer Stunde zurückgekommen); ich habe mir bei den Liedern, die ich (noch?) kannte, die Seele aus dem Leib gebrüllt und bin herumgehüpft wie eine Grille (übrigens eine gute Streß-Abbau-Therapie).
Die "Hosen" sind, seit ich sie das letzte Mal sah (das war 1992 in Waldbronn bei Karlsruhe) extrem professionell geworden. Da kommt Campino mit geföhnter Durcheinander-Frisur auf die Bühne und hat ein Hemd an, an dem man noch die Bügelfalten sehen kann; das auf die Bühne gestellte Dosenbier (
Modelo Especial und irgendeins, auf dem
D 4 stand) wird von ihm nur aufgerissen, er nimmt allerhöchstens einen Schluck und wirft die Dose dann ins Publikum (ebenso wie die bereitgestellten Wasserflaschen); ab und zu geht Andi mal heimlich zu einer Box im hinteren Teil der Bühne und nimmt einen tiefen Schluck einer Flüssigkeit, die so aussieht wie
Gatorade oder O-Saft - und die anderen Gitarristen trinken während des knapp zweistündigen Konzertes keinen Schluck Wasser, Bier oder sonstwas (jedenfalls sah ich das nicht). Als die Jungs am Ende des Konzertes etwa 3 Meter von mir entfernt (und hinter der Absperrung) an mir vorbeigingen und ich laut
"Ja, sind wir im Wald hier, wo bleibt unser Altbier?" sang/brüllte, zeigte keiner eine Reaktion, und alle gingen wortlos vorbei in die
camerinos; sie schauten nicht einmal, wer da gerade gebrüllt hatte.
Campino hatte einen wohlkontrollierten Ausflug ins Publikum per
Stage Dive, bei dem er von mehreren
guaruras sofort an den Beinen festgehalten wurde, um nicht ins Publikum gezogen zu werden. Er goss sich eine Dose Bier über den Kopf, die noch minutenlang an ihm heruntertriefte, als er schon längst auf die Bühne zurückgekehrt war.
Campino kann 3 - 4 Worte spanisch, aber Breiti spricht es sehr gut und wurde immer vorgeschickt, wenn es was zu erklären gab, das über
"muy complicado",
"muchas gracias" und
"yo no soy marinero" hinausging. Breiti war auch derjenige, der sich nach dem Konzert (das pünktlich um kurz vor 0.00 Uhr endete) als einziger den Fans stellte und bereitwillig Fragen beantwortete (und genau wußte, was er erlauben wollte und was nicht).
Alles in allem fand ich es ein gelungenes Konzert mit viel Spaßfaktor; ich denke, jeder kam auf seine Kosten, auch die geschniegelten Männer in ihren feinen Hemden und die herausgeputzten Mädels in Kostüm und Nylon-Strumpfhosen, die so aussahen, als ob Bryan Adams für sie schon Heavy Metal wäre. Die "Hosen" sind keine Punks mher, sondern gewiefte Geschäftsmänner, die wissen, wovon sie leben, und was sie ihrem Pubikum schulden, ohne sich selbst gesundheitlichen Schaden zuzufügen - na, die jüngsten sind sie ja mittlerweile auch nicht mehr: um die 50 werden sie sein, und möglicherweise singen sie deshalb nicht mehr das
"Wort zum Sonntag", wo es heißt:
"Ich bin noch keine 60, und ich bin auch nicht nah dran, und erst dann werde ich erzählen, was früher einmal war..."Labels: persönliches