Freitag, 28. April 2006

Xochimilco (II): trajinera-Wucher

Für alle, die es nicht wissen: es gibt für die Böötschen in Xochimilco (im Volksmund auch trajineras genannt) von der Ortsverwaltung festgelegte Preise für die trajineras selbst, Musik, Essen und Getränke auf den Kanälen.
Eine trajinera mit blauem Dach ("toldo") und Kapazität für bis zu 14 Personen z.B. kostet z.Zt. 140 Pesos pro Stunde (pro Boot, versteht sich); eine Victoria oder Corona offiziell 10 Pesos; ein "Touristen-Menü", bestehend aus 2 Gängen, die bürokratisch genau festgelegt sind, 60 Pesos; eine Mariachi-Melodie 70 Pesos (genaueres hier).

Natürlich wären die Fahrensleute/Händler/Köche/Musiker keine echten Einheimischen, wenn sie nicht versuchen würden, die "blöden" Touristen über's Ohr zu hauen. Wenn's sich in Grenzen hält (und man schon einen in der Krone hat), kann man das ja noch tolerieren, aber manchmal geht's doch etwas zu weit.

Beispiel: am Embarcadero Fernando Celada (der einzige vor dem Zentrum von Xochimilco im Ort selbst) wollten am Blaumittwoch (Mittwoch vor Gründonnerstag) die Bootsfahrer glatte 300 Pesos pro Stunde haben. Außerdem hatten die cabrones netten Herren von den aufgestellten Schildern mit den offiziellen Preisen die Ziffern abgekratzt.
Selbst der Jüngling am angrenzenden Touri-Info-Schalter, an den verschiedene aufgebrachte Herrschaften gingen, um sich zu beschweren, wußte kaum Rat und schlug vor, entweder persönlich beim Tourismus-Büro 3 Blocks weiter vorzusprechen (und den Chef des selben mitzubringen, damit dieser mit den widerspenstigen Wucherern verhandele) oder einfach zu einem anderen embarcadero zu gehen.

Vom Touri-Info-Schalter-Jüngling bekam ich ein Faltblatt mit den offiziellen Preisen, das ich wenig später am Embarcadero Caltongo "ganz zufällig" in der Hand hatte, als ich nach den Kosten für eine 2-Stunden-Rundfahrt (Caltongo - Nativitas und zurück) fragte. Hier wurden die Fahrpreise berücksichtigt.



Dass uns das Bier dann für 11 statt für 10 Pesos pro Flasche verkauft wurde, war uns dann nach den zwei selbst mitgebrachten Sixpacks nicht mehr so wichtig... ;-)

Donnerstag, 27. April 2006

Deutschland vs. Mexico

Nachdem gestern der FC Barcelona, wie Arsenal London am Tag vorher, in das Finale der Champions League gekommen ist, steht am 19. Mai ein vorweggenommenes WM-Spiel an (so sieht's jedenfalls aus):
Jens Lehmann's Arsenal gegen Rafa Márquez' Barcelona

Mal sehen, wer gewinnt.

P.S. Klar weiß ich, dass mehr dahinter steckt (vor allem viele andere Spieler mit anderen Nationalitäten - außer der englischen... ;-) ), aber dieses wunderbar simple Schubladen-Denken ist mir heute morgen in vielen Zeitungen aufgefallen, die vom Barcelona-Spiel berichteten (parallel zum hype, der in der deutschen Presse um Lehmann's gehaltenen Elfmeter gemacht wurde).

Mittwoch, 26. April 2006

Im Aztekenstadion



Am Mittwoch vor Gründonnerstag (wie heißt dieser Tag eigentlich? – Blaumittwoch? ;-) ) waren meine Besucher und ich im Aztekenstadion zu einer Führung.

Zu Beginn wird man von der Hall of Fame des Heim-Vereins Club América auf die Tribüne geführt. Dort bekommt man eine kurze Einführung (laut eigener Aussage spricht guide Yesica auch englisch) in die Geschichte des Stadions (erbaut 1966; 105.000 Sitzplätze (und damit zweitgrößtes Stadion der Welt); WM-Finale 1970 und 1986 und Schauplatz von Maradona's "Hand Gottes"-Tor; etc., etc.).

Danach geht's runter auf Rasen-Ebene (Rasen-Betreten aber strikt verboten) und in die Umkleide-Kabinen des Heimclubs. Von dort durch den Tunnel, der hinter einem der Tore endet, wieder auf Rasen-Ebene und einmal rund um das Spielfeld.
Bei unserer Führung waren zwei junge Damen anwesend, die alles erklärten.

Meine Besucher (3 von ihnen aktive Fußballerinnen) hatten sich am Tag zuvor das offizielle mexicanische National-Mannschafts-Trikot gekauft und kamen so zum Besuch.
Ich hatte mir das Gastgeschenk meiner Schwester angezogen: ein Original-Trikot der Borussia mit individuellen Rückenaufdruck und den Unterschriften aller Mannschaftsangehörigen, inklusive der WM2006-Nationalspieler Jansen Marcell, Neuville Oliver und Keller Kasey - Torwart-Held Uwe Kamps unterschrieb auch. (Fotos vor der Kulisse der América-Fankurve oben).

So kann also die aktuelle Mannschaft der Borussia behaupten, sie wäre schon mal im Aztekenstadion gewesen (meine Schwester, die eine Bekannte in der Borussia-Geschäftsstelle hat, sagte mir, sie würden einige der Fotos zum Verein schicken).

Nach der Führung ging's weiter nach Xochimilco, wo -wie man unten sieht- die Borussia beim Böötschen-Fahren noch jut jefeiert hat. ;-)



Technische Daten für eine Original-Estadio Azteca-Führung:
Zeiten: Di - Fr 9:00 - 15:00 Uhr, Sa 10:00 - 12:00 Uhr (je nach Bedarf und Möglichkeit; schließlich gibt's auch Spiele und Konzerte in diesem Stadion)
Dauer: etwa 1 Stunde
Kostenbeitrag: 20 Pesos pro Person
Telefonische Reservierung (notwendig, auch um Verfügbarkeit zu checken): (55) 5487-3215

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Dienstag, 25. April 2006

Xochimilco (I): die Currywurst

Wie sang Herbert aus Bóchum so schön? - "Kommse inne Stadt, wat macht Dich da satt? - 'Ne Currywurst!"

Ein 99%iger Bóchumer (der Akzent auf dem "o" ist mit Absicht, um die Original-Pott-Betonung –nämlich kurz und offen wie in Bollerwagen– auszudrücken) schrieb in der Mexico-Community, dass es in Xochimilco auch eine Currywurst-Bude "am großen Parkplatz, wo die Busse parken" gebe (Stand: Dezember 2004).

Der genannte Parkplatz ist am Embarcadero Nativitas (von älteren xochimilcas auch Nuevo Nativitas genannt); da, wo der artesanías-Markt ist - der Currywurst-Stand, der allen Unkenrufen zum Trotz wohl tatsächlich existierte, aber nicht mehr.

Dort, wo meine Schwester einen Azteken-Kalender aus Ton erstand, fragte ich den Besitzer nach der Currywurst. Er kannte sie, war aber nach eigener Aussage kein Kunde dort und verwies mich an den hinter ihm stehenden Herrn des örtlichen Tourismus-Büros.
Mit Bedauern teilte dieser mir mit, dass der Besitzer –ein Deutscher– schon vor einiger Zeit nach Playa del Carmen verzogen sei und er das schade fände, da ihm die Currywurst gut geschmeckt hatte und er Stammkunde gewesen sei.

Naja, war wohl nix mit "Willy kommse mit, ich hab' Appetit - auf 'ne Currywurst..." :-(

Pelusa



Das ist Pelusa (zu deutsch: Fusel); vorgestern auf den Tag genau seit einem Jahr lebt sie bei uns.

Meine Frau wollte schon seit längerem einen Hund haben; ich war aber nicht so begeistert. Schließlich konnte sie mich von einem French Poodle Mini Toy (ein Zwerg-Pudel mit etwa 30 cm Schulterhöhe) überzeugen, den sie in der Nähe ihrer Arbeit auf der Straße gesehen hatte - zerzaust, zottelig und schmutzig.

Zwei Wochen lang versuchte sie ihn einzufangen; mit Nachlaufen, Einkreisen, Wurst-Hinwerfen,... - alles mißlang. Bis sie einem befreundeten Maurer sagte, er möge doch ein Auge auf den borreguito (so nannte er ihn) haben und sehen, ob er ihn nicht einfangen konnte. Zwei Tage später war der Hund "gefaßt" und wurde über Nacht in's Bad gesperrt.

Am Tag darauf ging's zuerst zum Tierarzt. Es stellte sich heraus, dass "er" eine "sie" war; sie wurde geimpft gegen weiß-nicht-was-alles, gebadet und geschert.

Sie gewöhnte sich schnell an uns. Traviesa ist sie - und frißt (fast) alles, was ihr in den Weg kommt (wohl ein Relikt aus ihrer "Straßen-Zeit"): jegliches Obst und Gemüse (außer Limonen, Orangen und rohen Karotten), Brot, Pizza,... - auch Kartoffelchips, chicharrón (der immer so komisch knirscht beim Fressen) und nopales (sie ist also ein authentisch-mexicanischer Hund).

Eines Morgens, als ich in's Esszimmer kam, sah ich auf dem Tisch einige Blätterteig-Krümel und 2 Stückchen rajas. Meine Frau hatte am Abend vorher pastes aus Pachuca mitgebracht (die traditionellen mit Kartoffeln und chorizo) und nachts auf dem Tisch vergessen.
Pelusa war wohl irgendwie auf den Tisch gekommen und hatte einen paste verspeist. Allerdings war er wohl so höllisch scharf, dass sie den zweiten liegen ließ und sich zu ihrem Wasser-Napf begab.
Er war leer bis auf den letzten Tropfen. LOL

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Pelusa nach ihrer Knie-Operation im Januar 2006. Ihr rechtes hinteres Kniegelenk sprang immer aus der Schiene (patela) und ihre Beinknochen begannen schon sich zu verformen, so dass die Operation unumgänglich war. Mittlerweile ist sie aber so quietschfidel wie vorher.

Donnerstag, 6. April 2006

WM 2006: Jens Lehmann Nr. 1 im deutschen Tor

Oliver Kahn greift in den letzten Wochen desöfteren daneben (letztes Wochenende in Köln verschuldete er sogar beide Tore!); Jens Lehmann dagegen kann mit dem Druck wesentlich besser umgehen und hält alles, was ihm in den Weg kommt.

Nachdem cabronsito gestern schon ähnliches geschrieben hat und ich soeben diesen Artikel gelesen habe, sehe ich mich bestärkt in der Meinung, dass Kahn's Zeit abgelaufen ist und Jens Lehmann als Nr. 1 für die WM 2006 in das deutsche Tor gehört.

Bye, bye, Olli.

9 Jahre Ausland

Heute vor 9 Jahren sagte ich "Good bye, Europe" und stieg in Amsterdam in's Flugzeug Richtung Vancouver, B.C. (Canada), wo ich zunächst für 12 Monate einen Vertrag als "Senior Cartographer, Digital Mapping" bei International Travel Maps (ITM) hatte (daraus wurden fast 14: am 31. Mai 1998 ging's nach Mexico).

Anfangs war ich nicht besonders aufgeregt, obwohl dies mein erster Flug über den Atlantik und nach Amerika war. Meine Sitz-Nachbarn waren ein nettes älteres deutsches Ehepaar, das seit Jahrzehnten in Chilliwack, B.C. (nahe Vancouver) lebte, und wir unterhielten uns sehr angeregt; vor allem darüber, wie's deutschen expats so in Canada erginge.

Erst als die schneebedeckten Rocky Mountains aus dem Fenster zu sehen waren, wurde es mir plötzlich mulmig in der Magen-Gegend und ich lief schnell zum Bord-Klo (es passierte aber nichts und das "gute" Essen blieb drin).

Auf einmal kamen alle die Zweifel und Fragen auf, die ich vorher immer unterdrückt hatte: Bist Du sicher, dass Du ein Jahr lang weg willst? - Weit weg? - Kannst Du es ohne Familie, Freunde, ohne Deine bekannte Umgebung und ganz alleine aushalten? - Was mache ich eigentlich hier in diesem Flugzeug? - Wird es mir gut gehen während der Zeit in Canada? - Werden die Leute mich akzeptieren? - Werde ich Schwierigkeiten mit der Sprache haben; schließlich ist mein Schul-Englisch schon etwas verstaubt? ...

Die Zweifel sind mittlerweile verflogen: ich habe eine "neue" Familie, neue Freunde, die Umgebung ist inzwischen vertraut, meine Sprachkenntnisse gut genug, ... - manchmal allerdings vermisse ich meine "Leute", herzhaftes Brot, Pommes mit Curry-Wurst, ein leckeres Diebels, ...

... und dann fällt mir ein, dass heute meine kleine Schwester aus Deutschland zu Besuch kommt (mit 3 ihrer Freunde) und sie viele gute Dinge aus der Heimat mitbringen ('ne Curry-Wurst aber leider nicht, aber die soll es in Xochimilco geben...).
Ich freue mich auf die nächsten zwei Wochen, in denen ich mich hier im Blog rar machen werde, weil's auf Reisen geht...

Also doch: Ein schöner Tag! :-D

Mittwoch, 5. April 2006

Präsidentschafts-Kandidaten (III): Felipe Calderón Hinojosa

Endlich mal was Negatives über den PAN-Kandidaten Felipe Calderón. Der hatte sich ziemlich zurückgehalten mit dummen Kommentaren und hat auch scheinbar (!) nur relativ unbedeutende Leichen im Keller, nicht solche zum Himmel stinkenden so wie die anderen beiden.

Trotzdem: mit diesem Werbespot disqualifiziert er sich nur selbst - schlimmer noch als die Madrazo-Spots mit diesem blöden "hablemos de frente, Andrés Manuel" (vor allem, wenn Madrazo immer alles hintenrum macht).

Seinen Kampagnen-Manager entlassen hat Calderón wohl nix genützt; stattdessen wird's nur schlimmer: erst dieser MALO-Hugo-Chávez-Vergleich-Spot und jetzt dieser Humbug.
..."presidente del empleo"... Pffffft! (das kann Madrazo besser: Cero Secuestros. - LOL)

Doch seht selbst:

(über ALT1040)

Dienstag, 4. April 2006

El Comportamento Económico Mexicano

... ist der Name eines Aufsatzes, den ich im Netz gefunden habe.

Er handelt über das wirtschaftliche Verhalten der Mexicaner, vom Individuum (Arbeitslosigkeit, das Pepe El Toro-Sydrom (der famose "Arm-aber-Ehrlich"-Komplex), die cangrejos mexicanos, Neu-Reiche und deren Verhalten), dem Geschäftsmann (empresario), dem öffentlichen und sozialen Sektor und die globale Situation in Bezug auf die mexicanische.

Alles in allem eine unterhaltsame Analyse, finde ich - obwohl sie wegen fehlendem Seiten-Layout "etwas" schwierig zu lesen ist (aber man kann sie sich ja ausdrucken und in Ruhe zu Gemüte führen - ein paar Lacher bzw. Schmunzeleien sind garantiert).

Ich liste hier einmal die ersten 11 (von 28!) typischen Eigenschaften der Neu-Reichen auf (übersetzt aus dem Aufsatz), weil ich das alles so treffend fand:
    1. tätigen aufwendige Käufe, fast nie von gutem Geschmack;

    2. erfinden fast immer eine glorreiche Vergangenheit; wenn sie von ihrer Vergangenheit sprechen, kommentieren sie, dass ihre Familie reich war, aber durch eine Katastrophe oder ein schlechtes Geschäft ging es bergab und erst sie haben es geschaftt, aus der Misere wieder herauszukommen;

    3. ersetzen Familien-Fotos durch Gemälde derselben, offensichtlich erst kürzlich gemalt;

    4. kaufen nie nur Autos, sondern Karrossen, klimatisierte Groß-Wagen und Sportwagen;

    5. schreiben sich in die Clubs, die in Mode sind, ein und beginnen, die Sportarten der high society, wie Tennis und Golf, zu erlernen;

    6. können nur spanisch, aber mit Resten ihrer "schäbigen" Vergangenheit - also Dinge wie diferencía und financía (anstatt diferencia und financia), trajistes anstatt trajiste, usw.;

    7. reisen viel, aber nur zu Orten in Mode und bei ihrer Rückkehr erzählen sie immer von den Käufen, die sie getätigt und welche Geschäfte sie besucht haben; aber sprechen niemals über akademische, historische oder geographische Themen;

    8. haben viele Hausangestellte: Hausmädchen, Köchin, Chauffeur, Gärtner, usw., die sie mit einer gewissen Herablassung behandeln und ihnen wenig bezahlen; aber wenn sie betrunken sind, umarmen sie sie und sagen, sie seien wie ihre Brüder;

    9. behaupten, Bluts-Verwandte in Spanien zu haben;

    10. fast immer haben sie mit vielen persönlichen und familiären Opfer studiert;

    11. fast nie waren sie gute Studenten;
    ...

... - und schon lesen: El Comportamento Económico Mexicano

Montag, 3. April 2006

Vorne beim "Kicktipp"


Na sowas!

Nach 28 Spieltagen, an denen ich in der Mexico-Community - Tipprunde immer hinter Honka hergerannt bin (und er für den Herbstmeister auch noch 10 Bonus-Punkte abgestaubt hatte), bin ich plötzlich vorne.

Und warum? Weil ich an die wahre Borussia geglaubt habe!

Anm.: Nur Honka und ich sind Teilnehmer der ersten Stunde. Alle anderen sind entweder vorher abgesprungen oder - wie Torsten273- erst später dazugestoßen. Der Fairneß halber sollte ich erwähnen, dass Honka am 27. Spieltag vergessen hatte, 7 der 9 Partien zu tippen.

P.S. Ich erinnere an die speziell für Mexico angelegte WM2006-Tipprunde Mexico wird Weltmeister!.
Anmelden nicht vergessen!
(Parallel-Anmeldungen in anderen Tip-Runden sind sowohl erlaubt als auch erwünscht. Hier wird niemand diskriminiert, nur weil er ein Träumer ist und glaubt, irgend ein anderes Land hätte auch nur den Hauch einer Chance auf den Weltmeister-Titel)

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WM 2006: Armer Cuauhtémoc!


Der mexicanische National-Trainer hat gestern die Liste der Nominierten für die WM 2006 bekanntgegeben.

Nicht dabei ist ein gewisser Cuauhtémoc Blanco.

Das tut mir so richtig leid.
Getreu dem Motto: "Las buenas noticias también son noticia.". ;-)

Mehr im El Universal.