Donnerstag, 21. August 2008

Wein-Kenntnis

Am Niederrhein, wo ich ursprünglich herkomme, versteht man nicht allzuviel von Wein.
Auf dem Schützenfest beim Königs-Gala-Ball (im Volksmund "Wein-Ball" genannt, weil's im Festzelt kein Bier gab) stand in der Wein-Karte hinter dem Namen immer der "Härtegrad" ("halbtrocken", "fruchtig", "pappsüß"), der als Anhalts-Punkt für die Wahl dienen mußte, weil keiner eine Ahnung hatte. Meist wurde der Damen wegen eine süße Variante gewählt, was zur Folge hatte, dass wir Männer desöfteren kurzzeitig das Zelt verließen, um uns draußen an einem Stand ein paar Bierchen zu genehmigen (und auf's Klo zu gehen).

Im Studium in Karlsruhe änderte sich das. Ein Studenten-Wohnheim-Kollege (heute Dr.-Ing. (TH)), der aus Konstanz kam, hatte einen Faible für Wein und Cocktails. Von ihm lernte ich eine ganze Menge; v.a. was Trauben und Geschmack anging. Es ging nicht soweit, dass ich jetzt ein Sommelier bin, aber bei Weinproben (ich erinnere mich an eine, die ein Wohnheim-Kollege in der Südpfalz organisierte und die in einem nächtlichen Besäufnis endete) konnte ich einige der Trauben erkennen.

Und ich gebe es zu: mir schmecken herzhafte, kräftige Weine. Mit feinen Geschmacksnoten kann ich nicht viel anfangen (ebenso ist es z.B. bei Käse: ich bevorzuge einen Cabrales, einen Roquefort, einen Camembert (aus Rohmilch!), einen Greyerzer, einen Fürstenländer,... gegenüber einem butterigen mex. Käse).

In Mexico habe ich ab und zu die Gelegenheit, einen guten (im Sinne von: mir gut schmeckenden) Wein zu genießen. Da gibt es ein paar mexicanische Weine, die wirklich toll sind. L.A. Cetto, Santo Tomás oder Casa Madero sind ein paar der Marken.
Leider sind sie nicht billig (in Mexico wird Weinanbau nicht subventioniert), und deshalb schmerzt mir meist der Ellenbogen (mex. "me duele el codo" = ist mir zu teuer), wenn ich umgerechnet € 8,– bis € 15,– für eine Flasche Chardonnay oder Petite Sirah ausgeben soll.
Für meinen abendlichen Gute-Nacht-Schluck (den ich oft aus einem einfachen Wasserglas trinke), ist ein günstiger Cabernet-Sauvignon, Merlot oder Tempranillo gut genug (mein bisheriger "Rekord": 23 Pesos (ca. € 1,50) - und er ist durchaus "trinkbar").

So wie heute abend, an dem ich schon zwei Gläser getrunken habe, weil's mir gerade danach war.
Zum Wohl!

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Mittwoch, 20. August 2008

Seltsamer Anruf

Vor Jahren bekam ich einmal einen Anruf von einem englisch-sprechenden Herrn, der mir irgendeinen Investment-Fond andrehen wollte; damals sagte er, er hätte meine Daten von Banamex (meiner Lieblingsbank! ;-) ).

Vor wenigen Minuten erreichte mich ein Anruf von einem britisch-sprechenden Herrn (der andere war Gringo) von einer Nummer aus Morelos (LADA 735; wahrscheinlich Cuautla - komplette Rufnummer: 735-356-1159); der mir ebenfalls irgendwas von pension plans erzählen wollte. Obwohl es ganz offenbar ein Verkaufsgespräch war, war der Mann von meiner Direktheit (ich sagte gleich, dass es mich nicht interessiert) angetan und während zwei Minuten hatten wir einen netten Plausch.
Nur, wo er meine Daten herhatte und das Wissen, dass ich englischsprechender Ausländer bin, das wollte er mir nicht sagen.

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Die Georgien-Krise und ich

Wer hier wessen Staatsgebiet verletzt und widerrechtlich einmarschiert ist, ist klar. Welches Land (außer manchmal die USA) nimmt sich das Recht heraus, in fremde Länder einzudringen, um die eigenen Staatsbürger (die in diesem Fall zudem mindestens doppelte Nationalität haben) zu "schützen"?

Sei's drum: Das US-Militär hat eine Web-Seite eingerichtet, auf der Informationen zu Georgien abgerufen werden kann (hier). Dort gibt es auch eine Sektion "Travel Maps"; alles Karten, die nur zu "offiziellen Zwecken" (FOUO - For official use only) und mit Hilfe einer CAC (Common Access Card - sprich: einer Code-Karte für Regierungsbüros) heruntergeladen bzw. angeschaut werden können (und das, obwohl ich nie die Erlaubnis gab, sie zu scannen; so wie es in der Zeichenerklärung der Karten ausdrücklich erläutert ist).

Lange Rede, kurzer Sinn: von den 18 abgebildeten sources stammen mindestens 16,6% (= drei) aus meiner Feder (alle aus der dritten Reihe: zwei aus meiner Diplomarbeit, einer aus ITMB's Georgia-Karte).
Sowieso: vor gut 5 Jahren gab ich auf Anfrage als Autor die Erlaubnis, meine Karten von Georgien und Armenien/Aserbaidschan als Grundlage für EU-Hilfsmissionen zu verwenden.

Das macht ein wenig stolz.
Sakartvelos Gaumachos!

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Dienstag, 19. August 2008

Neuer Job

Vorbei ist's mit dem Müßiggang; ab September habe ich eine neue Arbeitsstelle.

Die Suche gestaltete sich etwas schwierig, denn in Mexico besteht noch wenig Bedarf nach Leuten in meiner Profession.
Und die Jobs, die angeboten werden, sind für Neulinge; z.B. bei einem großen Geodaten-Provider, der sich in Mexico als Monopolist wähnt, und der bessere Datensammler einstellt (mit abgeschlossenem Studium und guten Englisch-Kenntnissen), aber nicht bereit ist, ein einigermaßen anständiges Gehalt zu zahlen (ich sag's mal so: ich hätte etwa 20% meines Lohns nur für den ÖPNV ausgegeben; und der ist ja nun wirklich nicht teuer hier).

Der neue Job ist bei der Außenstelle einer Universität, die Informatik-Dienste anbietet und für ein GIS-Projekt bei einem Kunden Spezialisten suchte.
Ich bekomme zwar nur einen Jahresvertrag, aber die Bezahlung ist i.O., ich habe als Projektleiter Verantwortung für eine Horde Datensammler Mitarbeiter in der Produktion und direkten Kontakt mit dem Kunden. Die Projekte können vielfältig sein, denn nach dem jetzigen Auftrag (der bis Ende 2008 dauert) sind andere Aufgaben für andere Firmen/Behörden geplant, die die Arbeit (hoffentlich) nicht langweilig und eintönig werden lassen (was einer der Faktoren bei meinem Ex-Job war, warum ich die Motivation verloren hatte: immer dasselbe...).

Das beste ist, dass unser 3,5-wöchiger Deutschland-Urlaub nicht gestrichen werden muß, sondern von der Uni als ein Weiterbildungskurs deklariert wird, damit ich fehlen kann (unbezahlt, versteht sich).
Der eigentliche Arbeitsstart ist somit erst Anfang Oktober. :-D

OK, schau'n 'mer mal, was daraus wird.

P.S. Währenddessen warte ich immer noch auf meine Abfindung vom vorherigen Arbeitgeber und werde, wenn der Director General mal antwortet, immer auf die nächste Woche vertröstet. Wie lange der Schuppen wohl noch überleben wird?

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Samstag, 16. August 2008

Hoffen

Das ist die Taufkerze von Karen.

Seit heute mittag brennt sie für einen kleinen Mann (unscharf auf den Bildern im Hintergrund zu sehen), den ich im April 2007 aus Anlaß seiner Taufe in Aguascalientes kennengelernt habe und der momentan sehr krank ist.

Genauer: nach einer Not-Operation am Darm heute mittag gegen 13.00 Uhr schrieb mir sein Vater in einer SMS gegen 20.30 Uhr, dass es gar nicht gut aussehe und nun gewartet werden müsse, ob der kleine Mann überlebt.

Mein lieber Maximilian: sterben kannst Du an einem anderen Tag. Vergiß' Deinen Auftrag nicht!

(näheres hier)

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Dienstag, 5. August 2008

Freiwillig IMSS-versichert

Bevor hier jemand lästert: besser als gar keine Krankenversicherung ist das allemal!

Wer aus einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis ausscheidet und zunächst kein neues eingeht, ist erst einmal krankenversicherungslos - sollte man denken. Aber nein: bis 59 Tage nach Abmeldung durch den ehemaligen Arbeitgeber kann der Versicherungsnehmer und seine wirtschaftlich Abhängigen (meist Frau und Kind(er)) zu ihrer IMSS-Klinik zur Behandlung, Impfung, etc. gehen.

Und - das dürfte interessant sein für (vorübergehende?) Freiberufler (sprich: persona física) - man kann sich auch freiwillig IMSS-versichern. Für die, die in die 59-Tage-Frist fallen, ist es eine Art freiwillige Verlängerung, die für jedes Familienmitglied einzeln abgeschlossen werden muß unter dem Namen des Ex-Arbeitnehmers (in unserem Fall ich); z.B. kostet sie für eine Person von 20 - 39 Jahren momentan jährlich 1.340,10 Pesos - also nicht die Welt.
Vorteil bei dieser "Verlängerung" ist, dass man keine Einschränkungen in den Leistungen hat; während eine "normale" Freiwilligen-Versicherung mit restricciones (z.B. beim Zahnarzt) beginnt, die erst bei mehrmaligen Verlängerungen nach und nach aufgehoben werden.

Ich habe uns drei für unter 4.000 Pesos ein ganzes Jahr krankenversichert - das ist doch OK, oder? Zumal eine private Versicherung (OK: mit freier Arztwahl, etc.) nicht für unter 30.000 jährlich zu haben wäre (und dann wäre es nur eine für höhere Kosten (gastos médicos mayores) wie Operationen, etc.).

Natürlich ist der IMSS nicht immer (hm, wegen etwas "rustikaler" Behandlung und bürokratischem Sich-selbst-im-Weg-Stehen eigentlich in den wenigsten Fällen) das Gelbe vom Ei, aber wenn man Verwandte in der zuständigen Klinik hat, man sich quasi bei Einschreibung das consultorio (und damit den Arzt) aussuchen kann und auch sonst bevorzugten Service genießt, ist es gut aushaltbar.
Heute z.B. wurde mir im PrevenIMSS die längst überfällige Tetanus-Spritze verpaßt (in den Oberarm; das kannte ich noch nicht, aber es ist ja schon 10 Jahre her seit der letzten Tetanus-Impfung) und meiner Frau sehr kurzfristig eine Roentgen-Aufnahme erstellt, die sie morgen früh bei ihrer consulta im IMSS-Hospital "del segundo nivel" (also beim Spezialisten) braucht.

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Freitag, 1. August 2008

Zwergendienst

Letzten Dienstag brauchte ich mal schnell zwei Fotokopien eines Dokumentes. Da sah ich ein Fenster zur Straße hin, an das von innen die Schilder Papelería (Schreibwaren) und Copias geklebt waren.

Durch das offene Wohnhaus-Fenster sah ich Regale mit Blocks und Bleistiften; eine Schnur mit einer Glocke trug den Hinweis "favor de tocar" ("bitte läuten"). Ich zog die Schnur, und wenige Sekunden später erschien ein vielleicht dreijähriger Knirps, der gerade bis ans Fenstersims reichte und sagte: "¿Qué desea?" ("Was wünschen Sie?") - "¿Ustedes hacen fotocopias?" ("Macht Ihr Kopien?"), fragte ich. "Sólo mi hermano." ("Nur mein Bruder."), antwortete der Zwerg - "¿Y está tu hermano?" ("Und ist Dein Bruder da?") - "Si." ("Ja"), sagte der Kleine, bewegte sich aber nicht vom Fleck. "Lo puedes llamar, por favor?" ("Kannst Du ihn bitte rufen?"), fragte ich.

Die Antwort blieb er mir schuldig, denn aus den Tiefen des Hauses hörte ich eine Frau, die sagte: "¿Qué desea?".

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