Donnerstag, 29. Januar 2009

Abwasser-Entsorgung à la mexicana

In meinem Kuhdorf Wohnort wird z. Zt. das Abwasser-Netz modernisiert.
Konkret: es werden die Straßen aufgerissen, irgendwelche PVC-Rohre (die bei der nächsten Belastung der Straße -z.B. wenn ein schwerer LKW auf ihr fährt- zerspringen) verlegt und das Ganze wieder mit dem Aushub zugeschüttet. Asphaltiert wird später, wenn die "Asphaltier-Kolonne" Zeit und Lust hat (das kann also Wochen oder Monate dauern).

Aber das ist nicht was, wovon ich schreiben wollte; interessanter ist es, wo die Abwässer hingeleitet werden.
Gleich neben der Straße auf meinem täglichen Weg zur Bushaltestelle gibt es ein schmales Tal mit einem kleinen Bach. Ein großes Rohr, das unvermittelt aus der Talwand kommt, entläd dort seine übelriechende Brühe mitsamt den üblichen Blasen und Schaum. Genau in dieses Tal wird auch das Abwasser des "modernen" PVC-Rohres geleitet werden.

Schön, nicht?

Zusätzlich selbst-belobhudelt die orange-blaue Stadtregierung seit Wochen auf großen Plakaten (und auf Steuerzahler's Kosten; schließlich sind bald wieder Kommunalwahlen...) die Fertigstellung des sog. Dren San Diego.

Was das ist?
Nichts weiter als ein offener Kanal, der zum Himmel stinkt und Flora, Fauna und Grundwasser verseucht die städtischen Abwässer zum Gran Canal (einem noch größeren, zum Himmel stinkenden offenen Abwasser-Kanal, der aus dem D.F. kommt) ableitet, der sein "Rosenwässerchen" (natürlich!) ungeklärt in den Lago de Zumpango gießt.

Lecker, lecker!

Und die Mexicaner glauben tatsächlich, sie würden umweltfreundlich handeln, indem sie die Verschmutzung möglichst weit wegleiten anstatt das Wasser wenigstens vorzuklären...

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Dienstag, 27. Januar 2009

Freundschaft mit dem Feind

Als ich im Oktober 1994 für zwei Wochen nach Georgien reiste, um für meine Diplomarbeit fehlendes Karten-Quellmaterial zu suchen, lernte ich an der Universität von Tbilisi David Beruchashvili kennen.
Kurz vorher hatte mich sein Vater Nicholas, Professor und Leiter des Kartographie-Instituts an der Uni, mit meinem Gesuch nach Karten (etwas unwirsch) mit den Worten: "Es ist doch alles vorhanden." abblitzen lassen.
David bot mir an, mir seinen sowjetischen Schulatlas vom Ende der 1970er auszuleihen, und so gingen wir zu Fuss zu ihm nach Hause.

Dort traf ich seine Grossmutter, eine kleine, alte, gebeugte Frau, die mir, als David mich als Germanelli (Deutscher) vorstellte, sehr nett zulächelte und etwas sagte, was ich nicht verstand. David erzählte mir, seine Oma hätte schon als junge Frau alle Zähne verloren bei der Belagerung Leningrads durch Deutschland im 2. Weltkrieg. Damals wusste ich nicht viel von dieser Belagerung, aber mir wurde etwas mulmig gegenüber seiner Grossmutter.

Trotzdem war sie immer freundlich und lächelte, auch als sie uns einen Happen zu essen brachte während wir den Atlas durchblätterten.
Später verabschiedeten wir uns und sie gab mir eine Umarmung.

Ich habe immer wieder an die Frau denken müssen, die trotz der Qualen, die ihr Deutsche zugefügt haben, keinen Groll gegen "uns" verspürte.

Heute jährt sich der Tag, an dem Leningrad befreit wurde, zum 65. Mal. Spiegel-Online hat einen Artikel dazu.

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Sonntag, 25. Januar 2009

Drei auf einen Streich

oder: die Kunst, in einem Satz gleich drei Frauen zu beleidigen: Britney (Spears) kann nicht singen, (Susana) Zabaleta ist häßlich und Ninel (Conde) hat weder Stimme noch hübsches Gesicht.

Oder bin ich der einzige, der das zwischen den Zeilen liest?

(Werbeplakat in einem Metro-Waggon)

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Samstag, 24. Januar 2009

Bitte helft! (II)

Um es kurz zu machen: Julián wurde gefunden; gestern Abend in einem Park in der Nähe der Autobahn México - Puebla. Tot.
Mit gebrochenen Gliedmaßen (Bein und Arm). Ohne jegliches Geld oder Identifikation. Ohne seine Brille.
Die offizielle Version: er wurde überfahren.

Wer die mex. Polizei und deren Zuverlässigkeit kennt, weiß, dass da keiner nachforscht, was wirklich passiert ist (CSI gibt's nur im Fernsehen oder für Reiche wie Fernando Martí), und man "erfindet" eine Todesursache, um sich des Falls möglichst schnell zu entledigen (und die Kriminalitätsstatistik zu schönen).

Heute nachmittag war die Beerdigung. Ich war schon auf verschiedenen, aber auf keiner habe ich so viele Leute (auch Männer) weinen sehen.

Die Vermutungen, was wirklich geschah, gehen weit auseinander.
Tatsache ist, dass Julián in der Nähe der Zona Rosa arbeitete, in Iztacalco wohnte und irgendwo JWD ("Janz weit draußen") aufgefunden wurde.
Möglicherweise wurde er auf dem Heimweg in ein Auto gezerrt, mit roher Gewalt dazu gezwungen, Geld auszuhändigen, und als die Räuber keine Verwendung mehr für ihn hatten, entledigten sie sich von ihm (so wie viele 08/15-Mexicaner eine leere Plastik-Flasche aus dem Fenster des fahrenden Autos werfen...).

Nach all' dem, was man in den letzten Monaten in den Nachrichten hört (trotz der vermeintlichen Erfolgsmeldungen), denke ich, es kommen in dieser Krise schwere Zeiten auf uns zu.
1995 war eine Wirtschafts-Krise; diese hier ist außerdem eine Gesellschafts-Krise, in der wegen des sich seit Jahren entwickelnden Werte-Verfalls ein Menschenleben soviel zählt wie eine leere Cola-Flasche: "Nix mehr drin, was ich gebrauchen kann? Ex & Hopp und weg damit!"
Ich glaube, langsam aber sicher geht dieses Land vor die Hunde.

Ich werde damit beginnen, nach Alternativen zu suchen.

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Aaaachtung!



Da sieht man mal, dass an mexicanischen Schulen noch Ordnung herrscht: Jungs nur mit Kurzhaarschnitt; Mädchen ohne gefärbte Haare, ohne "moderne" Frisuren, ohne Schminke, ohne lackierte Fingernägel.
Wer nicht spurt (tägliche Überprüfung!), wird hart bestraft (was immer das sein mag...).

Das Plakat hängt im D.F. an der Tür einer Escuela Secundaria, auf die die 12- bis 15-Jährigen gehen.

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Freitag, 23. Januar 2009

Bitte helft!

In seiner eMail-Inbox findet man oft irgendwelche Horror-Nachrichten von AIDS-infizierten Nadeln, entführten Kindern und Knochenmark-benötigenden Leuten, deren Wahrheitsgehalt mehr als dubios ist (um nicht zu sagen: (fast?) alles ist fake).

Haarig wird es dann, wenn man einen Hilferuf von einem Bekannten bekommt, und man die Person auf dem Foto als einen Freund erkennt. Die Info ist bestätigt (meine Frau hat gerade eben mit seiner Schwester gesprochen): Julián ist seit Montag abend nach Arbeitsschluss vermisst.

Bitte: wer ihn gesehen hat, möge sich doch bitte bei den Telefonnummern unten oder bei mir (eMail: die rechts unter dem VIFAC-Logo; nur anstatt blog ist es nun blog2) melden.

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Mittwoch, 21. Januar 2009

...äh, was?


Dies ist eine der Schreibweisen, bei der man sich den Text erst mehrmals laut selbst vorlesen muß, um zu begreifen, was gemeint ist.

Kriegt Ihr raus, was das Wort "Lhig" bedeutet?

;-)

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Dienstag, 20. Januar 2009

Schützt (nur) die Mexicaner! (II)

Der National-Mannschafts-Torhüter Guillermo Ochoa (mexicano por nacimiento!) macht es vor: raus mit dem minderwertigen Abschaum der Mexicaner, den naturalizados.

In einem Interview sprach er sich dafür aus, in Mexico Geborene zu bevorzugen und Fussballspielern, die nicht von Geburt an die mex. Staatsangehörigkeit besitzen, den Zugang zum National-Team zumindest zu erschweren.

Ob er wohl befürchtet, bald von seinem privilegierten Posten als Nr. 1 im Tor entfernt zu werden, weil ein anderer besser hält als er?
Wie wär's, wenn man damit anfinge, einen mexicanischen (nur ein reinrassiger por nacimiento!) Nationaltrainer zu verpflichten? Gibt's da welche, die was taugen (ausser Javier Aguirre, der sich wegen seiner Fähigkeiten in Spanien durchgesetzt hat und offenbar momentan überhaupt keinen Drang verspürt, in die mediocridad der mex. Liga zurückzukehren)?

Wäre ich mexicano por naturalización, würde ich Ochoa mindestens bei der Comisión de los Derechos Humanos wegen Diskriminierung anzeigen.

In Deutschland würde so jemand wahrscheinlich achtkantig aus der National-Mannschaft fliegen, zumal er nur Zwietracht und Misstrauen schürt.

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Montag, 19. Januar 2009

Schützt (nur) die Mexicaner!


Wie man sieht, sind nur mexicanische Kinder und Jugendliche (von denen womöglich nur die reinrassigen gebürtigen) es wert, dass man sie vor Drogen schützt.

Aber wenn man in Deutschland das selbe schriebe, würden auch die mex. Medien mit dem Finger auf die Deutschen zeigen und laut "Pfui!" rufen.

Selbe Diskriminierung, zweierlei Maß.

(Offizielles Plakat der mex. Regierung)

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Samstag, 17. Januar 2009

Die wunderbare Weihnachtsbaum-Vermehrung

... und ich sag' noch zu meinen Kollegen: "Diese am Straßenrand liegenden Bäume muß man unbedingt trennen; die vermehren sich wie die Karnickel!"
Aber es wollte ja keiner auf mich hören...

;-)

(Zur Erklärung: wie üblich, wurde kurz nach Neujahr der erste Baum einfach auf die Straße geworfen nach dem Motto: "Soll doch die Müllabfuhr kommen und ihn mitnehmen." Angestiftet vom Erst-Täter, wagten täglich (oder sollte ich sagen: nächtlich?) mehr Anwohner ihren Baum dazuzulegen, bis der Haufen auf 7 Stück angewachsen war und der Müllmann sie tatsächlich mitnahm. Am nächsten Tag lagen wieder zwei neue dort.)

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Freitag, 16. Januar 2009

Hämorrhoide Nr. 1

Bei diesem Graffiti auf einem Werbeplakat in einem Waggon der Metro war ich schwer versucht, unter das "Viva..." mit einem Filzschreiber "El hemorroide no. 1" zu schreiben.

;-)

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El Petroleo es nuestro...

Ich hatte angenommen, dass neben der Förderung und der Raffination des mex. Erdöls auch der Transport desselben und der Veredlungsprodukte (sprich: Kraftstoffe) eine rein hoheitlich-mexicanische Aufgabe wäre und somit nur von PEMEX durchgeführt werden dürfte.

Das scheint aber nicht so zu sein, denn schon Anfang Dezember 2008 sah ich eine lange Warteschlange privater Tank-LKWs vor einem PEMEX-Lager auf ihren Sprit warten:

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Mittwoch, 14. Januar 2009

Die Schwester des Cosinus

(gesehen an einem Lokal, in dem comida corrida verkauft wird)

;-)

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Montag, 12. Januar 2009

Rechtssicherheit in Mexico

Bei der Beantwortung einer Frage in der Mexico-Community stolperte ich soeben über ein Zitat, das ich selbiger vor fast zwei Jahren postete - und weil´s so schön wahr ist, klebe ich es hier nochmal hin:
¡Ay México! Siempre puro relajo, lo hacen como quieren, pero cuando te quieres chingar a alguien ¡aplícale la ley!*

Amen.

(Quelle)

* zu deutsch: Ach, Mexico! Immer Unordnung; jeder macht was er will; aber wenn Du jemanden in die Pfanne hauen willst - wende die Gesetze an!

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Sauer macht lustig



Sie wollte unbedingt die Limone, die der Papa gerade über seinen tacos ausdrückte, haben. Also gab ich sie ihr im Glauben, sie würde sie nach dem ersten Probieren gleich wegwerfen.

Weit gefehlt! Sie verzog zwar das Gesicht, aber nach wenigen Sekunden ging die Limone wieder zu ihrem Mund. Später wollte sie sogar noch eine.

P.S. Auch von Papa's pulque trank sie gern und beschwerte sich, als er ihr nicht mehr geben wollte...

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Samstag, 10. Januar 2009

Trink Chlor, bleib' gesund!

Die staatliche Krankenversicherung IMSS hat vor kurzem wieder einmal eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung zu einem gesünderen Lebensstil zu bewegen. Ein Thema ist, durch regelmäßiges Joggen Übergewicht zu verhindern.

Leider erinnert Form und Farbe der Flasche, die die Joggerin auf dem Bild in der Hand hält, eher an Cloralex als an Wasser - nicht besonders gesundheitsfördernd.

Oder?

;-)

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Donnerstag, 8. Januar 2009

Oh, Du liebe Valentina...



... alles ist hin.

(eine zerschellte Liter-Flasche Salsa Valentina auf einem tianguis im Zentrum von Mexico-Stadt)

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Dienstag, 6. Januar 2009

Laaaaaange Zeit

Wieviel sind 7000 Minuten?

;-)

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Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...

... dass ich so fröh-höh-lich bin...

Soeben verfaßte ich einen Beitrag in der Mexico-Community, und da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren!

Ein netter Gruß an all' die armen Schweine, die sich noch jährlich mit der herzallerliebsten mexicanischen "Migra" herumschlagen müssen!
Ich bin inmigrado.

Nä, wat schön!
;-)

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Lokale Ignoranz

Miguel E. Schultz kennt eigentlich kaum jemand (FYI: sein Wikipedia-Eintrag). Nach dem ehemaligen Rektor der UNAM wurde vor vielen, vielen Jahren in der Colonia San Rafael des D.F. eine Straße benannt.

Nun ist die D.F.-Regierung darauf gekommen, Geld zum Fenster hinauszuwerfen und unnötigerweise die Straßenbeschilderung zu erneuern, und die Straße Miguel E. Schultz war auch betroffen.

Nur leider waren die lokalen behördlichen Sesselpupser burócratas wohl offenbar nicht fähig (oder willens? Der Name ist ja so ungewöhnlich...), den Namen des Herrn Schultz richtig auf das neue Schild zu schreiben, und nun heißt die Straße so:



Einen "Miguel A. Schultz" gibt es nicht, und so wird das Gedächtnis an einen -nach mex. Maßstäben- verdienten Bürger von irgendwelchen faulen Ignoranten einfach so ausgelöscht.

Bravo, Marchello Erbroch Cinnamón!

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Montag, 5. Januar 2009

Abgeschnitten von der Außenwelt



Wer nach Pachuca, Hgo. einfährt, wird mit diesem Schild begrüßt, das einem die Benutzung von Handys (oder ist's Handies?) untersagt.
Ob es wohl von Telmex oder anderen Öffentliche-Telefonzellen-Besitzern gesponsert wird?

;-)

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Sonntag, 4. Januar 2009

Drei-Königs-Geschenke



Dieses wunderbare Geschenk (wie immer, zu 100% aus Plastik) fand ich im Supermarkt.
Es handelt sich um eine etwa 1-m-hohe Rampe, von der ein Autochen herunterrollt und bremsenlos (!) gegen den nächsten Bordstein, Auto, Nachbarn, Hund, etc. knallt (vorausgesetzt, das Kind wurde nicht schon von einem vorüberfahrenden Auto erfaßt...).
Ein Helm oder sonstiger Schutz ist nicht inbegriffen.

Frage: welche Eltern mit einem Funken Verstand kaufen solchen Blödsinn?

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