Andreas hatte eine
"Blogparade" (was immer das ist... ;-) ) zum Thema Auswandern vorgeschlagen und als eines der Argumente
die Rente angeführt. Ich kommentierte, dass ich die Jammerei nicht verstehe und Sven antwortete (siehe in den Kommentaren des Eintrags
1000 gute Gründe: Die Rente).
Eigentlich war das folgende als eine Antwort auf Sven's Argumente gedacht; weil es aber "etwas" ausführlicher wurde und sehr wahrscheinlich eine Kontroverse auslösen wird (ja, ja, ich und das Provozieren... ;-) ), veröffentliche ich dazu hier einen unabhängigen Blog-Eintrag.
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"Warum beklagt man sich also so heftig?"
Weil eben der Generationenvertrag nicht mehr funktioniert, weil das mit simpler Mathematik seit 1975 vorherzusehen war, und weil trotzdem niemand in verantwortlicher Position den Mumm hatte, mal den Mund aufzumachen (siehe Herr Blüm)...
Heftiges Beschweren bleibt für mich trotz Deiner Argumentation unklar; v.a. wenn es -wie Du sagst- 1975 schon so einfach vorherzusehen war.
Ich sag's mal direkt, ohne Dich persönlich angreifen zu wollen (ich sitze ja im selben Boot): wenn die Eltern der heute 20- bis 40-jährigen und die allergrößte Mehrzahl der deutschen Erwachsenen sich in der Zeit, in der wir im Kindergarten waren, darum "gekümmert" hätten, mehr künftige Steuerzahler zu zeugen, wäre es nicht so weit kommen (ich lasse hier bewußt andere Faktoren wie z.B. Arbeitslosigkeit oder miese Wirtschaftspolitik aus).
Tatsache ist doch, dass die deutsche Bevölkerung lange gar nichts von diesem Problem wissen
wollte - ganz so, als ob man mit Totschweigen und Herausschieben die Zukunftsnöte lösen könnte... - jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird laut gejammert und den damals Verantwortlichen die Schuld zugeschoben.
Ich finde das billig, denn seinerzeit haben die Bundesbürger gerne z.B. dem Herrn Blüm und seiner Partei ihre Stimme gegeben (sogar mehrmals), weil es doch so schön ist, den Versprechungen Glauben zu schenken und es ja (angeblich) nur besser werden kann (auch Politik ist nichts weiter als Marketing, wo man dem Wähler das sagt, was er hören will).
Wenn die Mehrzahl der Wähler seit den 1970er Jahren nicht 1 und 1 zusammenzählen und sich ein Zukunfts-Szenario ausmalen konnte (oder besser:
wollte), dann muß man das eben heute und in den nächsten Jahrzehnten ausbaden.
Ewig kann man nicht auf Pump leben. Wir können uns bei unseren Eltern und Großeltern bedanken - und werden wahrscheinlich genauso mit unser Zukunft umgehen.
Was ich auch nicht verstehe, ist dieser Egoismus (wieder kein persönlicher Angriff - siehe oben). Die Rentenversicherung wurde als ein Sozialsystem geschaffen; "sozial" heißt, dass alle mithelfen und -zahlen, um es aufrecht erhalten zu können. Die Rente ist (noch) keine Kasse, in die jedes Individuum für seine persönliche Rente sorgt, sondern ein Topf, in den die wirtschaftlich Aktiven einzahlen und die wirtschaftlich nicht mehr Aktiven versorgt werden. Dabei tragen die Aktiven sämtliche Kosten - wie gesagt: so ist's seit Jahrtausenden. Wenn nun die Inaktiven (sei's aus Alters- oder Krankheits-Gründen) mehr werden, müssen die Aktiven eben mehr zahlen.
Wird das System geändert auf Individual-Konten, dann geht die ganze Sozial-Idee flöten; da können wir doch wieder mit dem Kleinfeudalismus anfangen, wo jeder nur seinen persönlichen Vorteil und (vielleicht) den seiner direkten Familie sieht. In Mexico ist das fast schon so (mit den
AFOREs); soziales Engagement in diesem Land ist Mangelware.
In Deutschland ist man auf einem guten Weg dazu; frag' mal, wer sich noch kostenlos bei Pfadfindern, in der Kirchengemeinde oder freiwilliger Feuerwehr engagieren will. Lieber tritt man aus der Kirche aus, weil man nicht die Meinung des Papstes teilt; dass hinter der Kirchensteuer aber auch soziales Engagement wie Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser (eigentlich alles Aufgaben des Sozialstaats) stecken, interessiert nicht - die brauch' ich ja sowieso nicht, wenn ich keine Kinder habe!
Jetzt will man auch noch die Wehrpflicht "freiwillig" machen; für mich hört sich das nach absichtlicher Sabotage am Sozialstaat an - und das von der "sozialen" Partei.
Das Ergebnis ist wieder vorherzusehen: bei weniger Solidarität ist jeder nur für sein eigenes Wohl zuständig; die anderen interessieren einen einen Kehricht. Wozu sollte ich Kinder haben? - die kosten doch nur!
Dass sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Investition in die Zukunft sind (sie sollen mich irgendwann mal unterhalten), sieht kaum einer; lieber hat man ein oder mehrere Häuser als Sicherheit.
Ich habe bisher noch nicht gehört, dass Häuser alte Menschen
aktiv versorgen - und junge (nicht mal bezahlte Pfleger) wird's ja kaum mehr geben, weil ihre "Aufzucht" "so teuer" ist (entsprechend sind dann auch ihre Stundensätze - "freie Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage" heißt das).
Ich schlage folgendes vor (Vorsicht! Grausam, asozial und nicht ernstgemeint): wer die Renten-Altersgrenze (z.Zt. 65 Jahre) erreicht und nicht mindestens -zusammen mit seinen Geschwistern- die Mindestquote von 2,1 Kindern pro Frau erfüllt hat, wird hingerichtet. Die anderen bekommen 5 Jahre mehr.
Wäre das was?
So löst man das Problem recht schnell und alle können sich über niedrigere Rentenversicherungsbeiträge freuen. Die Pflegeversicherung wird dann überflüssig, weil alle Kranken, deren Pflegekosten einen bestimmten Betrag übersteigen, eine Zyankali-Pille bekommen, in eine Einöde transportiert und ihrem Schicksal überlassen werden, damit sie fernab von den Gesunden ableben können.
Wieder weniger Lohn-Nebenkosten - hurra!
Willkommen in der Steinzeit! Irgendwie hört sich das nach
Mad Max und anderen dunklen Zukunfts-Filmen aus den 1980ern an (ich erinnere mich an einen, wo die Alten tatsächlich in die Wüste geschickt wurden, weil wirtschaftlich nicht mehr rentabel);
Brave New World läßt grüßen (dort werden Kinder zentral gezeugt, versorgt und ausgebildet, damit sie nicht lästig sind).
Eine Anmerkung zum Schluß: Das alles ist nicht persönlich! Ich habe mich nur an Argumente gehalten, um bildlich klar zu machen, was ich meine. Dabei habe ich bewußt desöfteren extreme Szenarien "erfunden", auch um zu provozieren.
Labels: auswandern, persönliches, politisches, statistik