Unabhängig davon, was ich von der Gesetzes-Initiative in der
Asamblea Legislativa del D.F. (ALDF) halte, ist die darum gehende Diskussion syptomatisch für die mexicanische Gesellschaft, wie ich finde.
Da sind auf der einen Seite die Parteien
PRD/PT/Convergencia,
PRI, Nueva Alianza und
Alternativa in der
ALDF, die den Entwurf mit ihrer Mehrheit durchgedrückt haben (legal also vollkommen in Ordnung).
Auf der anderen Seite sind die sog. Abtreibungs-Gegner, allen voran die kath. Kirche, die das Recht auf Leben für Ungeborene verteidigen.
Interessant ist die Diskussion, in der -ähnlich wie bei der anhaltenden politischen Spaltung des Landes (hier
MALOco/PRD; dort
PAN)- nicht nur mit harten Bandagen, sondern auch mit unfairen und zum Teil lächerlichen legalen Mitteln gekämpft wird.
Die kath. Kirche sagt, sie sei gegen die Entkriminalisierung der Abtreibung. Sofort kommen die Befürworter der Abtreibung und wollen ihr den Mund verbieten, weil sie angeblich Einfluß auf die Politik ausübt; also -ihren Worten folgend- den famosen
estado laíco unterspülen wollen und führen Argumente wie Pädophilie von Priestern ein, die völlig Thema-fremd sind und rein gar nichts zur Diskussion beitragen, sondern nur ablenken vom eigentlichen
asunto und die Argumente-Armut der Befürworter zeigt.
Können die Politiker der ALDF nicht selbst denken und entscheiden?Die
PAN-Abgeordneten in der
ALDF beantragen eine Volksbefragung (offenbar mit dem Kalkül, die Entscheidung zu verzögern, um Kräfte sammeln zu können), weil sie glauben, die Bürger wären in der Mehrheit gegen die Entkriminalisierung. Die sonst ach-so-basisorientierten
PRDler (die zu ihrer Zeit sogar wegen der Sommerzeit das Volk befragt hatten) wollen das aber nicht; wohl aus Furcht, sie könnten das Plebiszit verlieren.
Und ich dachte, Volksvertreter würden das Volk vertreten und nicht ihre eigenen, bzw. Partei- und Lobbyisten-Interessen.
Dann sagt die kath. Kirche, alle Abgeordneten, die
für den Gesetzesentwurf stimmen, werden exkommuniziert. Das ist ihr gutes Recht, wie ich finde: wer sich im "Verein" Kirche nicht an die "Satzung" (den Katechismus) hält, der fliegt raus (verschiedene Parteien sollten da mal vor der eigenen Türe kehren; da wird man wegen weniger schwerer Vergehen vor die Tür gesetzt oder übelst beschimpft).
Es ist ja nicht so, dass die kath. Kirche keine "Konkurrenz" hätte und es keine Alternativen zu ihr gäbe, wo man die Angelegenheit lockerer sieht. Notfalls könnte man ja, wie
Heinrich VIII. damals, seine eigene Kirche gründen. ;-)
Heute, bzw. gestern kam der Gipfel: da haben Politiker eine
Anzeige gegen den Erzbischof von Mexico-City und dessen Pressesprecher erstattet, weil sie sich angeblich in die Politik eingemischt hätten und das laut irgendeinem Gesetz von Anno Tobak verboten sei. Das Innenministerium hat Ermittlungen aufgenommen, die wahrscheinlich im Sand verlaufen werden (wg. Lächerlichkeit).
So debattieren alle so vor sich hin, und vor allem die
"políticos super-laícos" im Staate D.F. haben offensichtlich so viel Flatternsausen vor der von der kath. Kirche angekündigten Exkommunizierung, dass sie den Gang in die Hölle mit Händen und Füßen (und mit einer Verurteilung der Kirchen-Vertreter) verhindern wollen.
Pobre México: tan lejos de dios y tan cerca del infierno... ;-)
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